1908 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Schwarzwalde und vom Spessart und wird rheinabwärts geflößt.
Der Boden ist namentlich in den Marschen sehr fruchtbar, weshalb die
Landwirtschaft von Bedeutung ist. Etwa 1/i des Bodens dient dem
Ackerbau. Außer den gewöhnlichen Getreidearten, die den Bedarf
jedoch bei weitem nicht decken, baut man namentlich viel Handels-
pflanzen, wie Tabak, Hanf, Flachs, Hopfen, Färbepflanzen u. a. Der
Geestboden bringt nur Kartoffeln, Buchweizen, Hafer und Roggen
hervor. Der ausgedehnte Gartenbau erzeugt viel Gemüse, namentlich
Kohl und Bohnen. Weite Flächen des Bodens dienen der Blumen-
zucht. -Diese ist besonders in der Gegend von Haarlem seit Jahr-
Hunderten berühmt. Allerorten erkennt man das Bestreben, durch die
Blumen der flachen, reizlosen Landschaft, deren Himmel meistens um-
nebelt ist, mehr Leben zu geben. Die umfangreichen Wi^esenflächen des
Marschlandes (36 % des Bodens) begünstigen die Viehzucht und die
Milchwirtschaft. Es werden hauptsächlich Rinder, Pserde und Schase
gezüchtet. Die holländische Butter- und Käsebereitung hat von alters
her auch im Auslande einen guten Ruf. Der Ort Edam (westlich von
der Zuidersee) hat dem beliebten Edamer Käse den Namen gegeben.
An den Küsten ist der Heringsfang bedeutend. Dasselbe gilt von dem
holländischen Handel, der einst den englischen überflügelte; er geht
vorwiegend nach England, Deutschland, Nordamerika und den reichen
holländischen Kolonien, welche insgesamt einen Flächenraum von
2 078 000 qkm haben und von 43,4 Mill. Menschen bewohnt werden.
Zu denselben gehören u. a. die Sundainseln (mit Ausnahme von Nord-,
Borneo), die Molukken, die Westhälfte von Neu-Guinea und Holländisch-
Guayana. Der Handel wird durch die günstige Lage des Landes und
durch die Flüsse und Kanäle, welche das Land netzartig durchziehen,
sehr gefördert. Er umfaßt nicht nur Erzeugnisse des eigenen Landes,
sondern besonders auch Kolonialwaxen (Kaffee u. dgl.). Die eigene
Flotte zählt etwa 730 Schiffe. Gegenstände der Einfuhr find Roh-
zucker, Steinkohlen, Getreide, Eisen, Reis, Baumwolle, Holz usw.
Ausgeführt werden Rindvieh, Schafe, Butter, Käse, Heringe, Flachs,
Gemüse, Papier, Zucker usw. Da es in den Niederlanden an Eisen
und Steinkohlen fehlt, ist die Industrie weniger bedeutend.
5. Die Bewohner Hollands sind germanischer Abstammung.
\/8 gehört dem katholischen Bekenntnisse an. Wer nach Holland kommt
und dort die Menschen und ihr Leben betrachtet, der wundert sich.
Das reiche Land, die prächtigen Städte, die freundlichen städtegleichen
Dörfer hat der Mensch aus dem Schlamme herausgehoben und zum
Teil den Wogen des Meeres abgewonnen, gegen die er seinen Besitz
noch immer verteidigen muß. Der Schwabe sagt zwar, der Holländer
sei ein Mensch mit Froschblut, langsam, trotzig, steif und kalt. Aber
so ist nur der äußere Schein. Wenn man die holländischen Städte
und Dörfer betritt und die Leute so still und langsam, so nett und
reinlich daher gehen sieht, als hätten sie nichts zu arbeiten; wenn der
Bauer langsam und bedächtig in seinen Holzschuhen einherschreitet,
mag man wohl denken, ein so stilles und bequemes Volk könne das
Land dem Meere nicht abgezwungen und die Deiche nicht ausgeführt