1908 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 92 —
Das Gebiet der Karpaten und der Ungarischen Ebenen umfaßt
folgende Länder Österreich-Ungarns:
a) Das in der ersten Teilung Polens (1772) erworbene König-
-reich Galizien ist zu '/3 Hochgebirgsland; im übrigen ist es teils
hügelig, teils eben. Es hat ein ungemein rauhes Klima; denn die Kar-
paten versperren den milden Südwinden den Eintritt, während kein
Gebirgswall die kalten Nordwinde abhält. Trotzdem ist Galizien ein
sehr ergiebiges Land. Der fruchtbare Boden liefert einen guten Ertrag.
Der Getreidebau und die Viehzucht sind die wichtigsten Erwerbsquellen.
Der nördliche Abhang der Karpaten hat unerschöpfliche Salzlager; auch
Steinkohlen und Petroleum werden gewonnen. Galizien hat sehr viele
Juden, die den ganzen Handel in Händen haben. An der Weichsel
liegt die starke Festung Krakau und in deren Nähe das berühmte
Salzbergwerk Wieliczka (wjelifchka). Die Hauptstadt Lemberg hat
176 000 Einw., darunter ys Juden, während die Bevölkerung der an
der russischen Grenze gelegenen Handelsstadt Brody zu s/4 aus
Juden besteht.
b) Bukowina, d. i. Buchenland, hat große Buchen-, aber noch
ausgedehntere Nadelholzwaldungen. Sein größter Ort ist die Haupt-
stadt Ezernowitz (tfchernowitz) am Prut.
c) Ungarn-Siebenbürgen. Das Königreich Ungarn ist meist
Tiefland. Ackerbau und Viehzucht sind die Haupterwerbsquellen der
Bewohner. Namentlich erzeugt das Land viel Weizen. Sehr groß
ist der Bestand an Pferden. Ungarn liefert ferner viel Rübenzucker,
vorzüglichen Wein, edles Obst, Tabak, Wolle, Eisen, Gold, Silber,
Blei usw. Die Hauptstadt ist Budapest mit 732 000 Einw. Diese
Doppelstadt ist der wichtigste Handelsplatz an der Mittlern Donau und
der Mittelpunkt des gesamten ungarischen Handels. Buda (deutsch
Ofen) liegt am rechten, Pest am linken Donauufer. Zwei 390 m
lange Brücken stellen die Verbindung zwischen beiden Städten her.
Ofen lagert sich terrassenförmig an steilen Höhen, an deren Fuße heiße
Quellen hervorsprudeln; es wird meist von Deutschen bewohnt. Pest
liegt in der Ebene und ist deshalb häufig Überschwemmungen aus-
gesetzt. Die Pußten reichen bis an die Tore der Stadt, welche schön
und regelmäßig gebaut ist, breite Straßen, große, freie Plätze und
viele Paläste hat und von Magyaren bewohnt wird. An der Donau
liegen ferner Preßburg, die alte Residenz- und Krönungsstadt der
ungarischen Könige, und die Festung Komorn. Zwischen der Donau
und Theiß liegt Maria-Theresiopel und an der Theiß, da wo die
Maros mündet, Szegedin (ßegedin, d. i. Zusammenfluß), ein wichtiger
Handelsplatz und die zweitgrößte Stadt Ungarns (103000 Einw.); die
Stadt wurde 1879 von einer furchtbaren Überschwemmung heimgesucht.
Tokay (an der Theiß) und Erlau sind berühmte Weinorte.
In dem Großfürstentum Siebenbürgen (Land der sieben
Bürgen oder Gerichtsstühle, die von den eingewanderten Deutschen an-
gelegt wurden) ist Hermannstadt der größte Ort.
6) Das vereinigte Königreich Kroatien und Slawonien.
Letzteres liegt zwischen der Drau und Sau, ist größtenteils Tiefland