1908 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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lich heiß. Dann steigt die Wärme bis über 50° 0. Der trockene,
pflanzenlose Wüstensand aber wird so heiß, daß man Eier in ihm
sieden kann. Dann ist die Erde Feuer und der Wind eine Flamme.
In der Nacht tritt durch Wärmeausstrahlung des kahlen und festen
Bodens häufig eine bedeutende Abkühlung ein (bis —7° C.). Eis-
bildung ist daher im Winter nicht selten. Oft weht in der Wüste der
Samum (d. i. Giftwind), ein gewöhnlicher Orkan. Durch die Hitze
des Wüstenbodens, über den er hinbraust, und durch die Wogen
glühenden Sandes, die er mit sich führt, wird er sehr gefährlich. Er
entwurzelt Bäume und schleudert Menschen und Tiere sort. Sobald
er sich bemerkbar macht, werfen sich die Reisenden zu Boden und
bedecken sich, um nicht von dem undurchdringlichen Staub, der die
Atmosphäre verdunkelt, erstickt zu werden. Der Gifthauch des Windes
trocknet die Kehle aus. Überrascht der Samum eine Karawane, die
noch fern von einem Brunnen ist, so bringt er meist Verderben und
Tod. In dem steinigen und sandigen Wüstenboden können nur
wenige Pflanzen, wie Disteln, Akazien, Thymian u. a. wachsen; in
den Oasen aber wächst die Dattelpalme. Von Tieren finden sich
namentlich Raubvögel. Am Rande der Wüste und in den Oasen aber
kommen Affen, Papageien, Löwen, Leoparden, Schakale, Gazellen,
Giraffen und Strauße vor.
2. Die Oasen. Die einzigen Stätten menschlicher Ansiedlung in
der Wüste sind die Oasen (von dem altägyptischen Uah, d. i. Wohn-
stätte, Rastort). Man versteht darunter beckenartige Vertiefungen, die
auf eine wasserführende Erdschicht herabreichen. Das Grundwasser
tritt entweder als lebendiger Quell hervor, oder es wird durch Brunnen
erschlossen. Das Wasser befruchtet das umliegende Erdreich und
schafft die Oafen in ergiebige Landstriche um, die man mit Recht als
die Gärten der Wüste preist. Trefflich gedeiht hier die Dattelpalme,
die den Regen fcheut, den Fuß aber stets in Nässe baden will. Der
hochstämmige Baum überschattet mit seinem gewaltigen Blätterdach
andere Kulturgewächse, so Aprikosen-, Apfelsinen-, Oliven- und Mandel-
bäume. Dazwischen liegende Lücken dienen als Getreide- und Baum-
wollfelder. Keine Hand breit bewässerungsfähigen Bodens bleibt
unbenutzt. Selbst das Dorf steht oft erst am Rande der Oase aus
dem eigentlichen Wüstenboden. In den Oasen wohnen Kaufleute oder
Wirte für die Durchreisenden. Sie sind die Hafenplätze im Sandmeer,
wo die Karawanen ihr Lager aufschlagen und Rast halten. Die
bekannteste Oase im östlichen Teile ist Siwah.
3. Die Wanderung durch die Wüstekann nur mit Hilfe des
Kameles, des Schiffes der Wüste, geschehen. Wegen der großen Ge-
fahren kann ein einzelner Kaufmann die Reise durch die Sahara nicht
wagen. Daher schließen sich viele Reisende zu Reisegesellschaften zu-
fammen, die Karawanen heißen. Die Wege, eigentlich nur schmale
Sandpfade, sind durch Oasen und Brunnen vorgezeichnet und daher
seit den ältesten Zeiten dieselben. Einige derselben gehen von Fes,
Marokko und Tripolis nach Timbuktu. Am Tage des Aufbruches
stellen sich die erfahrenen Kameltreiber, die schon oft die Reife gemacht