1908 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ii. 1. Erwerbung. Im Jahre 1884 bildete sich in Deutschland
die „Gesellschaft für deutsche Kolonisation", die den Zweck verfolgte,
für Deutschland außereuropäische Gebiete zu erwerben und wirtschaftlich
auszunutzen. Dr. Karl Peters, der Mitbegründer jener Gesellschaft,
schloß noch in demselben Jahre mit mehreren Häuptlingen in den der
Insel Sansibar gegenüberliegenden Landschaften Kaufverträge ab.
1885 wurden die so erworbenen Gebiete unter den Schutz des Deutschen
Reiches gestellt. Aus der erwähnten Gesellschaft bildete sich die „Deutsch-
Ostafrikanische Gesellschaft", die bald noch andere Gebiete unter ihre
Oberhoheit brachte. Der Sultan von Sansibar wollte die von den
Deutschen erworbenen Gebiete für sich in Anspruch nehmen, wurde
aber zur Anerkennung der deutschen Schutzhoheit über dieselben genötigt.
Um die deutschen und englischen Jntereffen in Ostafrika, welche sich
vielfach widersprachen, zu regeln, kam am 1. Juli 1890 ein Vertrag
zwischen dem Deutschen Reiche und England zustande. England trat
die Insel Helgoland ab und anerkannte den deutschen Besitzstand in
Ostafrika, während das Deutsche Reich auf alle Rechte, die es über
Gebiete nördlich vom Umbaflufse erworben hatte, verzichtete und die
Schutzherrschaft Englands über Sansibar zugestand.
2. Lage und Größe. Unsere Kolonie grenzt im Osten (in
einer Länge von etwa 700 Km) an den Indischen Ozean; im Süden
trennt der Rovumafluß sie von portugiesischem Gebiet. Nördlich
und südwestlich davon liegt englischer Besitz, während im Westen der
Kongostaat die Grenze bildet. Die der Küste vorgelagerten Jnfeln
gehören außer Mafia zu England. Deutfch-Ostafrika ist unsere größte
Kolonie; denn ihr Flächeninhalt wird auf 995 000 qkm (fast das
Doppelte des Deutschen Reiches) angegeben.
3. Die natürlichen Verhältnisse der Kolonie. Die wenig gegliederte
Küste wird von vielen Koralleninseln und Riffen begleitet, welche
größern Schiffen die Annäherung sehr erschweren. Trotz geringer
Gliederung hat sie doch eine Reihe guter Häfen, so Tanga, Pan-
gani, Dar es Salam, Lindi u. a. Eine flache, stellenweise
sumpfige Ebene, die nach Süden an Breite zunimmt, begleitet die
Küste. Diese steigt in Stufen zu einem Gebirge empor, das in einem
großen Bogen die Kolonie durchzieht, und zwar fo, daß es im
Norden (in der Landschaft Usambara) der Küste möglichst nahe
kommt, im Süden aber bis zum Njassa zurücktritt. An der Nordost-
grenze des Schutzgebietes liegt der Kilima-Ndfcharo, früher ein
Vulkan; er ist der höchste Berg von ganz Afrika und überhaupt der
höchste aller Vulkane. Die sonst gerade Grenzlinie im Nordosten um-
schließt ihn in einem Bogen, so daß er auf deutschem Boden liegt.
Er steigt schroff aus der Ebene hervor und bedeckt eine Fläche von
der Größe des Herzogtums Braunschweig. Das Gebirge läuft in zwei
Kuppen aus, vou denen der Kibo (d. i. der Helle) 6000 in und die
andere, der Mawenfi (d. i. der Dunkle) 5350 m hoch ist. Beide
sind durch einen Gebirgsrücken miteinander verbunden. Die ver-
schiedensten Zonen sind bei diesem Gebirge vertreten. An seinem Fuße