1907 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Iv
entwickelnde Lehrweise die vorherrschende Unterrichtsform sein muß.
Der Schüler wird angehalten, die inneren Beziehungen der geographischen
Objekte zu beachten und entweder die Wirkungen einer bekannten Ursache
anzugeben oder für bekannte Erscheinungen den Grund aufzusuchen.
Er muß aus der senkrechten Gliederung eines Erdraumes auf die Art
seiner Bewässerung, von beiden auf das Klima, die Tier- und Pflanzen-
welt und von allen diesen Verhältnissen auf die Lebensweise und die
Erwerbszweige der Bevölkerung schließen können. Auf diese Weise
wird durch Urteilen und Schließen ein Teil des geographischen Wissens
vom Schüler erarbeitet und selbsttätig gewonnen, was befriedigender
für ihn und auch bildender ist als der Erwerb des Lehrstoffes durch
bloßes Empfangen desselben. Zudem wird das Behalten des Stoffes
wesentlich erleichtert, da die geographischen Objekte nach ihrer ver-
wandtschastlichen Beziehung aneinander gereiht und geordnet dem Ge-
dächtnis anvertraut werden, Wird das vergleichende Moment aber
nicht nach Gebühr beachtet, so verliert sich der Unterricht in eine Menge
von Einzelheiten, die, ohne Beziehung aneinander gereiht, „den ruhen-
den Pol in der Erscheinungen Flucht" vermissen lassen. „Wie ganz
anders macht der vergleichende geographische Unterricht das behandelte
Material zu einem bleibenden Wissensschatze! Er bringt Zusammhang
und Ordnung in die Einzelheiten, weist nach, wie eins mit dem anderen
zusammenhängt, wie eins ans dem anderen notwendig sich ergibt, und
durch diese innere Verbindung des geographischen Stoffes ermöglicht
er nicht nur das schnelle und sichere Aufnehmen desselben ins Gedächtnis,
sondern gibt auch das sicherste Schutzmittel ab gegen ein baldiges Ver-
geffen desselben und liefert eine Bürgschaft dafür, daß das Auf-
genommene auch in späterer Zeit beliebig mit Schnelligkeit und Sicher-
heit reproduziert werden kann." (Oberländer.)
Auch der Geographieuuterricht der einfachsten Volksschule muß
unter dem Zeichen der vergleichenden Erdbeschreibung stehen. Diese
Forderung begegnet heute keinem Widerspruch mehr. Was die Refor-
matoren auf methodischem Gebiete in wissenschaftlicher Form aufgestellt
haben, muß in populärer Fassung und unter Anpassung aus die Ver-
Hältnisse und Bedürfnisse der Volksschule dem kindlichen Geiste vorge-
führt werden. Was die kindliche Fassungskraft übersteigt, bleibt
unberücksichtigt. Schon auf der Mittelstufe ist der Grund zu einer
vergleichenden Betrachtung der geographischen Objekte zu legen, wozu
der Unterricht hinreichend Gelegenheit gibt. Dazu kommt noch, daß
der Schüler mit eigenen Augen den inneren Zusammenhang der Heimat-
lichen Flur und Natur mit ihrem Leben und ihren Erscheinungen zu
beobachten und zu erkennen vermag. Es werden bereits auf der
Mittelstufe auf anschauliche Weise allgemein geographische Wahrheiten
gefunden, welche den Schlüssel zum Verständnis analoger Verhältnisse
bilden.
Die heute maßgebenden methodischen Forderungen für den Be-
trieb des geographischen Unterrichts in der Volksschule in die Praxis
übertragen zu helfen, ist der Zweck des vorliegenden Handbuches, das
mit Rücksicht aus die oben dargelegten methodischen Grundsätze einer