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1. Das Deutsche Reich - S. 24

1907 - Trier : Stephanus
— 24 — flößbar gemacht, so daß auf ihnen zur Zeit der Wasserfülle die längsten Tannenstämme zum Rheine gebracht werden können. Zu dem Ende werden die geschälten und an den Enden durchbohrten Stämme mit gedrehten Haselruten zu Gestöreu zusammengebunden und in die Gebirgs- bäche geworfen. Das Wasser trägt sie dann weiter von Ort zu Ort. Die längsten Gestöre sind oft über 30 m lang. 20 bis 30 derselben verbindet man zu einem 700 bis 900 in langen Floße. Oft sind 30 bis 40 Personen zum Lenken eines solchen nötig. Nicht selten fahren auch Knaben mit, welche, die Gefahren nicht achtend, das Geschäft eines Flößers schon in der Jugend lernen wollen. In roter Weste, weißen Hemdärmeln, mit breitkrämpigem Hut und hohen Wasserstiefeln stehen die Flößer auf dem schwimmenden Walde, der sie an Städten und Dörfern, Bergen und Burgen vorüberträgt bis ins serne Holland. Hier werden die Flöße verkauft. Das Holz wird als Brennholz oder als Bauholz verwendet. Gar manche Tanne, die früher von den Bergen des Schwarzwaldes in die weite Welt hinausgeschaut hat, geht dann als Mastbaum auf mächtigen Seeschiffen in ferne Länder. Aber auch zu Hause feiert man nicht. Man fertigt Bürsten, Kübel, allerlei Küchengerätschaften, Holzschuhe, Schachteln, geschnitzte Figuren; aber die eigentümlichste Industrie, die den Namen seines geschickten und fleißigen Volkes fast über die ganze Welt getragen hat, ist die seit dem 17. Jahrhundert dort heimische Uhren in dustrie. Von der einfachsten Wanduhr, welche fast ganz aus Holz gefertigt ist und in Norddeutschland noch für 3 Ji gekauft wird, bis zu den künstlichsten Spieluhren mit Kuckuck und Orgelwerk, welche in Indien und China, auch schon in Moskau und Spanien mit 300 bis 3000 Ji> bezahlt werden, gehen Kisten voll aus deu stillen Bergdörfern in alle Lande. Es hämmert, pocht, hackt, bohrt, klappert und fägt Tag und Nacht in den Tälern entlang. Hier werden die Zifferblätter aller Größen geschnitzt, lackiert und bemalt, dort nur Zeiger gegossen und gefeilt, hier die Gewichte, dort die Ketten dazu bereitet, dort die Räderwerke gefertigt. Endlich setzt der Meister die Uhr zusammen, und große Kaufhäuser besorgen die Versendung, oder der Schwarz- wäldler zieht felbst mit seiner Ware in die Welt. Etwa 13000 Menschen verdienen so ihren Lebensunterhalt. Ungefähr 2 Millionen Uhren gehen jährlich in die Welt hinaus. Hand in Hand mit der Uhren- industrie geht die Anfertigung von Spieluhren, Drehorgeln und zu- sammengesetzten Musikinstrumenten; nicht minder bedeutend ist die Strohflechterei. Man findet im Schwarzwalde auch Hammerwerke, Pech- und Teersiedereien, besonders aber viele Sägemühlen. Joh. Peter Hebel, der alemannische Volksdichter, und Verth. Auer- bach, der Verfasser der Schwarzwälder Dorfgeschichten, haben ihre Heimat in schöner Weise dichterisch verherrlicht. Vgl. auch folgendes Gedicht: Der Schwarzwald. Wie fröhlich hier, im reichen Tal, Die lieben Bäume steh'n, Gereift an Gottes mildem Strahl, Geschützt von jenen Höh'n!
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