1907 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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An den Schwarzwald schließt sich das bis zum Neckar reichende
Neckarbergland, das niedrig, flachwellig und gut angebaut ist.
4. Der Odenwald liegt zwischen Neckar und Main. Er ist ein
55 bis 65 km langes, durchschnittlich 40 km breites und etwa 400 m
hohes Berg- und Hügelland, also bedeutend niedriger als der Schwarz-
wald. Nach der Rheinebene sällt er steil ab, nach Osten geht er all-
mählich in die Hochebene des sog. badischen Baulandes über. Der
höchste Berg ist der Katzenbuckel (628 m). Eine schönere Aussicht
bietet der Malchen (fälschlich Melibocus genannt, 518 in). Weithin
schweifen die Blicke über die herrliche Ebene, durch welche der mächtige
Rheinstrom sich hinwindet. Nach Südwesten zu, wo die Rheinpfalz
sich ausbreitet, steigen am Horizonte die Höhen des Hartgebirges auf,
und durch dünnen Nebel schimmern die Türme von Speyer. Mehr
nach Süden hin tauchen die Türme von Mannheim auf. Der Blick
reicht bis zum Schwarzwald und den Vogesen. Gegen Norden erheben sich
der Spessart, der Taunus und der Hunsrück. Der Name „Odenwald",
welcher öder Wald bedeutet, ist wenig zutreffend und höchstens für den oft-
lichen Teil des Gebirges paffend. Der wildeste und rauheste Strich
des Odenwaldes liegt in der Gegend des Katzenbuckels und heißt
Winterhauch. Die Höhen sind größtenteils bewaldet. Im Westen
finden sich Laubwälder, im Osten Nadelholzungen. Unter jenen herrschen
junge Eichenpflanzungen vor, aus denen Lohe gewonnen wird. Im
Westen weist das Gebirge nicht nur in den Tälern, sondern auch an
den Abhängen Obst- und Weinpflanzungen, grüne Wiesen und srucht-
bare Äcker auf. Dort stehen deshalb Obst- und Weinbau, Ackerbau
und Viehzucht in Blüte. Eine besonders schöne Gegend des Oden-
waldes ist die Bergstraße. Darunter versteht man die am Fuße
des gegen die Rheinebene abfallenden Odenwaldes hinlaufende, zum
Teil mit Walnußbäumen bepflanzte, wahrscheinlich schon von den
Römern angefangene Kunststraße. Sie erstreckt sich in einer Länge
von mehr als 50 km von Darmstadt bis Heidelberg. Auf der West-
feite wird sie von der schönen, mit Dörfern besäten Rheinebene und
im Osten von der terrassenförmig sich erhebenden ersten Bergkette des
Odenwaldes begleitet, an deren Abhänge und Fuße Reben mit Obst-
bäumen aller Art abwechseln, und deren Gipfel dichte Laubwaldungen
tragen. Aus diesen erheben sich die zum Teil noch gut erhaltenen
Ruinen zahlreicher alter Ritterburgen. Der Odenwald ist dicht bevölkert.
Am Fuß der Berge und in der Ebene findet man meist wohlhabende
Dörfer, darunter mehrere mit einer Ausdehnung von 7 km. In
dieser sind nach der Weise der altdeutschen Ansiedelungen die Häuser
mit den der Familie gehörigen Äckern und Gärten umgeben. Viele
schöne Sagen entstammen dem Odenwald. Da wird erzählt von den
Jagdzügen der Burgunderkönige, welche in Worms Hof hielten; von
dem kühnen Helden Siegfried, der von dem grimmen Hagen in den
düsteren Waldungen des östlichen Gebirges erschlagen wurde (Sieg-
friedsbrunnen bei Grasellenbach); vom Ritter St. Georg, welcher einen
gräßlichen Lindwurm tötete, und vom Rodensteiner und seinem wilden
Heere, dessen Burg „Rodenstein" in der neueren Zeit durch die