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1. Das Deutsche Reich - S. 67

1907 - Trier : Stephanus
— 67 — zur Gemahlin, Emma entfloh von der Schneekoppe und kam an die Grenze des Harzes. Bodo jagte auf seinem Zelter, der meilenlange Fluren in Minuten übersprang, hinterdrein. Emma kam an jenen Felsen, unter dem ein tiefer Abgrund gähnt. Der gegenüberliegende Fels war weit und steil. Als sie aber Bodo herannahen hörte, setzte sie über den Abgrund glücklich hinweg, wobei das Roß seinen Huf 1 m tief in das harte Gestein schlug. Bodo, der nur auf Emma blickte, sah den Abgrund nicht, stürzte hinein und gab so dem Flusse den Namen (Bode). Viele von jenen Leuten, welche nach dem Harze reisen, suchen die Tropfsteinhöhlen desselben auf. Wie sie entstanden und ein- gerichtet sind, wurde an anderer Stelle ausgeführt. (Vgl. S. 47.) Die schönsten Höhlen im Harz (im Bodetale) sind die Hermanns-, die Baumanns- und die Bielshöhle. Große Schätze birgt der Harz in seinem Innern, wo Kupfer-, Silber-, Eiseu- und Bleierze aufgespeichert fiud. In mühsamer Arbeit werden sie in zahlreichen Bergwerken abgebaut und in Pochwerken und Schmelzhütten gereinigt. Namentlich ist der Oberharz sehr reich an Erz. Dieser Umstand hat viele Menschen sich dort ansiedeln lassen, wo von Erträgnissen des Ackerbaues kaum die Rede sein kann. Die Ortsnamen Goslar, Zellerfeld, Klausthal und Andreasberg bezeichnen jene Stellen im Oberharz, wo der Bergbau besonders blüht. Im Unterharz enthalten die Gebiete von Mansseld und Eisleben ausge- dehnte Erzlager, die besonders Kupfer und Silber liefern. Der Berg- bau im Harz reicht bis ins 10. Jahrhundert zurück. Bei Goslar entdeckte nach der Sage ein Jäger des Kaisers Otto I. (936 — 973) aus der Jagd reiche Silbererze. Er hatte sein Roß an einen Baum gebundey; das ungeduldige Tier scharrte mit den Füßen und brachte eine Lage Erz zu Tage. Der Kaiser legte da ein Bergwerk an, das noch jetzt betrieben wird; auch entstand am Fuße des Berges bald die rasch aufblühende Stadt Goslar. Hier soll eine Sage der Gebr. Grimm eine Stelle sinden: „Der Bergmönch im Harz." Sie lautet also: Zwei Bergleute arbeiteten immer gemeinschaftlich. Einmal, als sie anfuhren und vor Ort kamen, sahen sie an ihrem Geleucht, daß sie nicht Öl genug zu einer Schicht auf den Lampen hatten, „Was fangen wir da au?" sprachen sie miteinander. „Geht uns das Öl aus, so daß wir im Dunkeln sollen zu Tag fahren, sind wir gewiß unglücklich, da der Schacht schon gefährlich ist. Fahren wir jetzt gleich aus, um vou Haus Öl zu holen, so straft uns der Steiger, und das mit Lust; denn er ist uns nicht gut." Wie sie alle besorgt standen, sahen sie ganz fern in der Strecke ein Licht, das ihnen entgegen kam. Anfangs freuteu sie sich; als es aber näher kam, erschrocken sie gewaltig, denn ein ungeheurer, riesengroßer Mann ging ganz gebückt die Strecke herauf. Er hatte eine große Kappe auf dem Kopfe und war auch sonst wie ein Mönch angetan; in der Hand aber trug er ein mächtiges Grubenlicht. Als er bis zu den beiden, die in der Angst still dastanden, geschritten war, richtete er sich auf und sprach: „Fürchtet ench nicht, ich will euch kein Leid antun, vielmehr Gutes", nahm ihr Geleucht und schüttete Öl von seiner Lampe darauf. Daun aber ergriff er ihr Gezäh und arbeitete in einer Stunde mehr, als sie selbst in der ganzen Woche bei allem Fleiß herausgearbeitet hätten. Nun sprach er: „Sagt's keinem Menschen je, daß ihr mich gesehen habt", und schlug zuletzt mit der Faust an die Seitenwand; die tat sich auseinander, und die Bergleute erblickten eine lange Strecke, 5*
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