1907 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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zur Gemahlin, Emma entfloh von der Schneekoppe und kam an die
Grenze des Harzes. Bodo jagte auf seinem Zelter, der meilenlange
Fluren in Minuten übersprang, hinterdrein. Emma kam an jenen
Felsen, unter dem ein tiefer Abgrund gähnt. Der gegenüberliegende
Fels war weit und steil. Als sie aber Bodo herannahen hörte, setzte
sie über den Abgrund glücklich hinweg, wobei das Roß seinen Huf
1 m tief in das harte Gestein schlug. Bodo, der nur auf Emma
blickte, sah den Abgrund nicht, stürzte hinein und gab so dem Flusse
den Namen (Bode).
Viele von jenen Leuten, welche nach dem Harze reisen, suchen
die Tropfsteinhöhlen desselben auf. Wie sie entstanden und ein-
gerichtet sind, wurde an anderer Stelle ausgeführt. (Vgl. S. 47.) Die
schönsten Höhlen im Harz (im Bodetale) sind die Hermanns-, die
Baumanns- und die Bielshöhle.
Große Schätze birgt der Harz in seinem Innern, wo Kupfer-,
Silber-, Eiseu- und Bleierze aufgespeichert fiud. In mühsamer Arbeit
werden sie in zahlreichen Bergwerken abgebaut und in Pochwerken und
Schmelzhütten gereinigt. Namentlich ist der Oberharz sehr reich an
Erz. Dieser Umstand hat viele Menschen sich dort ansiedeln lassen,
wo von Erträgnissen des Ackerbaues kaum die Rede sein kann. Die
Ortsnamen Goslar, Zellerfeld, Klausthal und Andreasberg bezeichnen
jene Stellen im Oberharz, wo der Bergbau besonders blüht. Im
Unterharz enthalten die Gebiete von Mansseld und Eisleben ausge-
dehnte Erzlager, die besonders Kupfer und Silber liefern. Der Berg-
bau im Harz reicht bis ins 10. Jahrhundert zurück. Bei Goslar
entdeckte nach der Sage ein Jäger des Kaisers Otto I. (936 — 973)
aus der Jagd reiche Silbererze. Er hatte sein Roß an einen Baum
gebundey; das ungeduldige Tier scharrte mit den Füßen und brachte
eine Lage Erz zu Tage. Der Kaiser legte da ein Bergwerk an, das
noch jetzt betrieben wird; auch entstand am Fuße des Berges bald die
rasch aufblühende Stadt Goslar.
Hier soll eine Sage der Gebr. Grimm eine Stelle sinden: „Der
Bergmönch im Harz." Sie lautet also:
Zwei Bergleute arbeiteten immer gemeinschaftlich. Einmal, als sie anfuhren
und vor Ort kamen, sahen sie an ihrem Geleucht, daß sie nicht Öl genug zu einer
Schicht auf den Lampen hatten, „Was fangen wir da au?" sprachen sie miteinander.
„Geht uns das Öl aus, so daß wir im Dunkeln sollen zu Tag fahren, sind wir
gewiß unglücklich, da der Schacht schon gefährlich ist. Fahren wir jetzt gleich aus,
um vou Haus Öl zu holen, so straft uns der Steiger, und das mit Lust; denn er
ist uns nicht gut." Wie sie alle besorgt standen, sahen sie ganz fern in der Strecke
ein Licht, das ihnen entgegen kam. Anfangs freuteu sie sich; als es aber näher
kam, erschrocken sie gewaltig, denn ein ungeheurer, riesengroßer Mann ging ganz
gebückt die Strecke herauf. Er hatte eine große Kappe auf dem Kopfe und war auch
sonst wie ein Mönch angetan; in der Hand aber trug er ein mächtiges Grubenlicht.
Als er bis zu den beiden, die in der Angst still dastanden, geschritten war, richtete
er sich auf und sprach: „Fürchtet ench nicht, ich will euch kein Leid antun, vielmehr
Gutes", nahm ihr Geleucht und schüttete Öl von seiner Lampe darauf. Daun aber
ergriff er ihr Gezäh und arbeitete in einer Stunde mehr, als sie selbst in der ganzen
Woche bei allem Fleiß herausgearbeitet hätten. Nun sprach er: „Sagt's keinem
Menschen je, daß ihr mich gesehen habt", und schlug zuletzt mit der Faust an die
Seitenwand; die tat sich auseinander, und die Bergleute erblickten eine lange Strecke,
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