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1. Das Deutsche Reich - S. 84

1907 - Trier : Stephanus
— 84 — dar; es erscheint wie eine gewaltige Mauer, die sich in einer Höhe von über 1000 in über das an seinem Fuße ausgebreitete schlesische Hügeltand erhebt. In seinem mittleren Teile zerfällt das Gebirge in zwei gleichlaufende Riesenkämme, von denen der eine auf schlesischer, der andere auf böhmischer Seite liegt. Beide hängen an ihren Enden durch Hochflächen zusammen, sind aber sonst durch das Längstal der Sieben Gründe voneinander geschieden. Durch eine tiefe Schlucht in dem südlichen Kamme bahnt sich die Elbe einen Weg in die böhmische Ebene. Unten in den Tälern und am Fuße des Riesengebirg'es sieht man wogende Getreidefelder und grasreiche Wiesen, sowie herrliche Laub- und Nadelwälder, welche sich auf den niedrigen Vorbergen bis zum Gipfel hinaufziehen. Je höher man im Gebirge hinaufsteigt, desto kahler und stiller wird es. Die Laubbäume verschwinden ganz, und die Tannen und Fichten werden immer kleiner und dürstiger. Ebenso verstummt der Gesang der Vögel; an seine Stelle tritt das Rauschen wild dahinfließender Berggewässer. Die nackten Felsen treten immer mehr zu Tage, bis dann oben auf dem Kamme selbst von Pflanzen nichts mehr zu sehen ist als die Zwergkiefer, das fog. Knieholz, welches feine Äste auf der Erde ausbreitet, und einige Flechten und Moose, denen selbst die Stürme und die grausige Kälte eines 9 Monate langen Winters nichts anhaben. Die höchsten Teile des Gebirges weisen kahle Felskegel und große Felstrümmer auf. Überhaupt erinnert es unter- allen deutschen Gebirgen am meisten an die Alpen. Dörfer gibt es in den hoch liegenden Gegenden des Gebirges nicht, wohl aber viele zerstreute Wohnungen, Bauden (vgl. „Buden" und „bauen") genannt. Sie sind eine Art von Sennhütten. Man zählt deren wohl an 3000. Ihre Bewohner treiben Rindvieh- und Ziegenzucht und halten gegen 20000 Kühe und 12000 Ziegen. Diese Bauden sind von Holz und auf einer steinernen Grundlage erbaut, welche 2 in über dem Boden hervorragt. Der Eingang ist durch das überhängende Dach vor Wind und Wetter geschützt. Die Wohnstube, mit einem großen Kachelofen, einigen Tischen und Bänken ausgestattet, ist geräumig; daneben befindet sich eine Kammer und gegenüber, durch Hausstur und Küche getrennt, der Stall. Das Dach ist mit schindeln bedeckt und reicht bei den an Bergabhängen stehenden Bauden an der Hinterseite bis auf den Boden hinab; unter demselben ist der Futter- vorrat und zuweilen die Schlafstelle für einen Teil der Familie oder der im Sommer zahlreich erscheinenden Gäste. Zu Beginn des Sommers (um Johannistag, 24. Juni) treiben die Bewohner dieser einsamen Berghütten und der Dörfer am Fuße des Gebirges ihre Herden zu Berge. Beim Schalle langer hölzerner Schal- meien, Hellahörner genannt, bei fröhlichem Gesang und dem Geläute der Glocken, deren jedes Rind eine an einem verzierten Bügel am Halse trägt, treibt man die blökenden Herden zwischen Fichten und Tannen zu den Sommerbauden in das Hochgebirge, welches nun 14—15 Wochen lang von diesen fröhlichen Tönen widerhallt. Das Vieh findet in den kräftigen Kräutern der Bergwiesen eine vortreffliche
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