1907 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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wohnen die von allem Naturschmuck entblößte Insel und liesern den
Beweis, wie sehr der Mensch an der Scholle hängt, aus der er geboren
wurde. Ein Teil der Bewohner übt den Lotsenberuf aus, der beider
Lage der Insel vor den Mündungen der Elbe und der Weser von
besonderer Bedeutung ist. Helgoland ist ein wichtiger Stützpunkt und
Kohlenplatz für die deutsche Kriegsflotte und deckt wichtige Flußeingänge.
Von 1815— 1890 war es im Besitze der Engländer und konnte von
einer uns feindlichen Flotte benutzt werden, die deutschen Häfen zu
sperren. 1890 gelang es uuserm Kaiser, die zwar kleine, aber
wichtige Insel durch Eintausch gegen afrikanisches Gebiet wieder
zu gewinnen. Ihre Bedeutung für Deutschland sprach er in folgenden
Worten aus: „Die Insel ist eine Schutzwehr für Meine Marine, ein
Stützpunkt für die deutsche Seefischerei und ein Hort für Meine Flotte
gegen jeden Feind, der es wagen sollte, in die Nordfee einzudringen,
die jetzt mit Recht den Namen Deutsches Meer führt." Auf dieser
damals noch nicht deutscheu Insel hat im Jahre 1843 der echt deutsche
Volksdichter Hoffmann von Fallersleben das viel gesungene Lied:
„Deutschland, Deutschland über alles", gedichtet.
Die wild empörten Meereswogen haben nicht nur die Düneninseln
in ihrem Bestände ernstlich bedroht und viele von ihnen verschlungen,
sondern auch von dem Festlande weite Strecken abgerissen und nebst
blühenden Ortschaften weggeschwemmt, so daß das Sprichwort der
Küstenbewohner: „Die Nordsee ist eine Mordsee!" wohl berechtigt ist.
So wütet die Nordsee nun schon seit 2000 Jahren, wenn nicht noch
länger. Die älteste bekannte Zerstörung ist die vom Jahre 113 v. Chr.,
als eine Sturmflut die Cimbern und Teutonen zur Auswanderung
zwang. 1421 wurden in Nordfriesland 72 Dörfer zerstört. Die
Allerheiligenflut von 1570 verwüstete Brabant, Zeeland, Holland,
Friesland, Groningen und von der Ems und Weser bis zur Eider
alles auf eine unerhörte Weise. Alle Marschländer zwischen Belgien
und Jütland wurden uberflutet, und im ganzen verloren 100000
Menschen das Leben. Die Weihnachtsflut 1717 begrub gegen 11000
Menschen und mehr als 90000 Stück Vieh in den Wellen. Im Jahre
1634 kamen in einer Nacht in Schleswig-Holstein 15 000 Nordsriesen
um, und seit dieser Zeit haben schon wieder 24 Sturmfluten (im
vorigen Jahrhundert die von 1825, 1849, 1861 und 1872) mehr
oder minder große Verwüstungen angerichtet. Durch die Zerstörungs-
wut der Nordsee sind mehrere Meerbusen entstanden, so der Dollart
(1277, wobei ein etwa 400 qkm großer Landstrich an der Ems mit
54 Ortschaften — darunter die Stadt Thorum — überschwemmt und
von der Flut verschlungen wurde) und der Jadebusen. Zwei
weitere Busen der Nordseeküste sind die schlauchartigen Mündungen
der Weser und der Elbe.
Das Land ist durch hohe Deiche gegen die Fluten der Nordsee
geschützt. Es sind künstlich aufgeworfene Wälle von außerordentlicher
Festigkeit, welche einem Eisenbahndamm gleichen und nach der Land-
seite steil, nach der Seeseite aber sanft abfallen. Die Abhänge sind
mit dichtem Gras bewachsen. Die Höhe der Deiche beträgt durch-
Schiffcls, Gcographic I. ?. Auflage. 7