1907 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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anderen die Pferde. Mit den Köpfen fchauen die Tiere nach der
Tenne. Über den Ställen wird Futter, Brennholz, Torf und Stroh
aufbewahrt. Nachdem man die Tenne durchschritten hat, gelangt man
in die Küche, welche die ganze Breite des Hauses einnimmt. In der-
selben ist ein niedriger Herd. Ein tüchtiges Holzfeuer brennt darauf.
Um dasselbe herum'stehen die rußigen Töpfe, entweder flach auf dem
Herde oder auf eisernen Dreifüßen, oder sie hängen an rußbedeckten
Länghaken (Lenghalen) über der Flamme. Da häufig kein Schornstein
vorhanden ist, sucht sich der Rauch einen Ausweg durch Türen und
Fenster oder auch durch die Bodenluke. So ist die Küche meist voll
Rauch und zum Räuchern des Fleisches daher vortrefflich geeignet.
In der Küche verrichtet der Bauer seine täglichen Geschäfte; sie ist der
eigentliche Mittelpunkt des ganzen Hauses. Aus der Küche tritt
man nach der einen Seite aus den Hof, wo der Brunnen steht; auch
Eichen und Linden, von beiden oft uralte, riesige Bäume, sieht man
da. Nach der anderen Seite kommt man in den Garten. Hinter
der Küche liegen die Wohn- und Schlafräume. Der Giebel der
Häuser endet in zwei sich kreuzenden, in Holz geschnittenen Pferde-
köpfen. Diese find ein Überbleibsel des sächsischen Wappens, welches
ein weißes, springendes Roß war. Der ganze Hof ist von Bäumen
und Buschwerk umgeben, so daß er wie im Grün begraben erscheint.
Eine Anzahl von Höfen bildet eine Bauernschaft, mehrere Bauern-
schaften ein Kirchspiel. Das Hofgut wird nicht geteilt, sondern geht
beim Tode des Vaters aus den ältesten Sohn über. Die anderen
Kinder werden mit Geld abgefunden. Finden sie nicht auf andere
Weise ein sicheres Auskommen, so bleiben sie aus dem Hofe im Dienste
des Bruders. Das ist uralte, sächsische Sitte, und an dem, was von
den Vätern überliefert ist, hält der Münsterländer fest.
6. Die Lüneburger Heide, a) Allgemeines. Ein großer Teil
des norddeutschen Tieflandes hat magern Sandboden, der vielfach nur
mit Heidekraut bewachsen ist und keinen Anbau gestattet. Das ist
das Gebiet des Geestlandes (geest oder güst — trocken, öde, unfrucht-
bar). Der größte Teil desselben ist die Lüneburger Heide.
b) Lage, Ausdehnung und Name. Sie breitet sich östlich
der Weser zwischen Lüneburg und Celle aus. Ihre Länge beträgt
über 100 km, ihr Flächeninhalt 11000 qkm, d. i. mehr als- die
Hälfte der Provinz Westfalen. Die Heide hat ihren Namen sowohl
von der an ihrem Nordostrande gelegenen Stadt Lüneburg als davon,
daß weite Strecken darin mit Heidekraut bewachsen sind.
c) Die Natur der Heide. Die Lüneburger Heide ist eine
wellige Hochebene von nur geringer Erhebung. Daß sie höher liegt
als die angrenzenden Landschaften, erkennt man deutlich, wenn man
sich ihr von Norden nähert. Dann glaubt man am fernen Horizonte
einen Niedern Gebirgszug wahrzunehmen, aus dem die Flüffe in tief
eingeschnittenen Tälern hervortreten. Ihre breiten Rücken erheben sich
bis zu 130 m; ihr höchster Punkt aber (der Wilseder Berg) steigt
bis zu 170 m an. Von Süden gesehen, wohin sie sich sehr sanft ab-