1907 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die Gewebe- oder Textilindustrie verarbeitet Flachs, Hanf,
Wolle, Baumwolle und Seide. Ursprünglich beschränkte sie sich auf
die drei erstgenannten einheimischen Erzeugnisse, weshalb die Baum-
wollen- und Seidenindustrie erst später zur Entwicklung kamen. Es
ist eine bedeutende Einfuhr von Rohstoffen für die Textilindustrie
nötig. Die Hauptsitze der deutschen Leinenindustrie sind der schlesische
Abhang der Sudeten (Hirschberg), Bielefeld und Zittau. Daß noch
viel Flachs und Hanf aus dem Auslände bezogen werden muß, wurde
bereits oben S. 242 angegeben. An Leinwand wurden 1905: 2920 t
im Werte von 11559000 Mk. ausgeführt. Außerdem wird eine
indische Gespinstpflanze, die Jute, viel verarbeitet und zur Herstellung
von Gardinen, Teppichen, Kordel, Säcken, Möbelstoffen u. dgl. gebraucht.
Hauptsitze der Jutespinnerei sind Berlin, Kassel, Meißen und Hamburg.
Die Einfuhr an Jute betrug 1905: 127 339 t, die einen Tßert von
47 752000 Mk. hatten. Wolle wird besonders in Aachen, Düffel-
dorf, Berlin, Kottbus, Luckenwalde, Görlitz und Sachsen verarbeitet.
Dazu reicht die einheimische Wolle nicht aus, zumal die deutsche Schaf-
zucht sehr zurückgegangen ist. 1905 hatte die Einfuhr an Wolle und
Wollengarn einen Wert von 489,9 Mill. (1898 nur 379,9 Mill.) Mk.,
die Ausfuhr von Wolle. Wollengarn und Wollenwaren einen solchen
von 392 (1898 von nur 247,7) Millionen Mark. Dazu kommt noch
der einheimische Verbrauch von Wollenwaren, der einen Wert von
etwa 500 Millionen Mark hat. In der Baumwollenindustrie
wird Deutschland nur von England übertroffen. Wichtige Sitze der-
selben sind Mülhausen i. E., München-Gladbach, Elberfeld-Barmen,
eine Gegend am Neckar, Sachsen und Schlesien. 1905 wurden ein-
geführt: rohe Baumwolle für 398,2 Millionen Mark, Baumwollengarn
für 65,3 Millionen Mark, Baumwollenwaren für 45 Millionen Mark
und Baumwollabfälle für 35,9 Millionen Mark. Die Ausfuhr von
Baumwollenwaren hatte dagegen einen Wert von 380,2 Mill. Mk.
Die Seidenindustrie steht in Blüte in Ersfeld, Elberfeld-Barmen,
Düsseldorf, Berlin und Mülhausen. 1905 wurden für 126,6 Mill.
rohe Seide und für 34,2 Millionen Mark Seidenwaren eingeführt;
die Ausfuhr von Seidenwaren bezifferte sich auf 194,4 Mill. Mk.
In Europa übertrifft nur Frankreich unser Vaterland in der Seiden-
industrie.
Andere wichtige Zweige der Industrie sind noch die Herstellung
chemischer Fabrikate (Arzneimittel, Farben, Seife, Dünger u. a.), die
Herstellung von Nahrungs- und Genußmitteln (Zucker, Bier, Brannt-
wein u. a.), die Glas-, Leder-, Zigarren-, Papier- und Holzindustrie
und das Buchgewerbe.
g) Handel und Verkehr.
Die großartig entwickelte Industrie und der Reichtum an Boden-
schätzen haben in Deutschland einen lebhaften Handel und Verkehr
hervorgerufen, der dem Güteraustausch dient. Dieser erfolgt zunächst
zwischen den einzelnen deutschen Landschaften (Binnenhandel); er
nimmt seinen Weg teils zu Wasser, teils zu Lande. Sowohl die