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1. Europa - S. 108

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 108 — emporsteigen lassen. Eine breite Marmortreppe führt zu dem Eingange empor. Wir steigen die Stufen hinauf und treten ein in das herrliche Bauwerk. In der Mitte steht der Hochaltar. Über ihm wölbt sich auf vier riesenhaften Pfeilern die gewaltige, reich vergoldete Kuppel, die die Tecke der Kirche bildet und sich bis zu einer Höhe von 130 Metern er- hebt. (Tie Kuppel ist also so hoch, daß man unsere Stadtkirche mit dem Turme iu die Peterskirche hineinstellen kann, ohne daß die Turmspitze die Kuppel berühren würde.) Unter dem Hochaltar, an dem der Papst an hohen Festtagen selbst Gottesdienst hält, befindet sich eine mit Mar- mor ausgelegte Kapelle, in der die Gebeine des Apostels Petrus ruhen. Diese Kapelle ist von 112 Lampen erhellt, die Tag und Nacht brennen und nur am Charsreitage ausgelöscht werden. Nachdem wir das Innere der Kirche genügend betrachtet haben, steigen wir auf Hunderten von Stufen znr Kuppel empor, um von hier aus die Aussicht zu genießen. Was mögen wir schauen? (Häusermeer, — Tiberstrom mit Brücken. — braune, öde Ebene. — Gebirgszüge im Norden und Osten, — Meer im Süden und Westen.) Nachdem wir nns satt gesehen haben, steigen wir wieder herab von der schwindelnden Höhe und setzen unseren Gang fort. *) Gleich neben der Peterskirche erblicken wir noch einen in der ganzen Welt berühmten Bau, den Vatikan. Ter Vatikan ist eigentlich kein Palast, sondern eine kleine Stadt. Er umfaßt nämlich 22 Höfe, 200 Treppen und über 4000 Zimmer. Ter größte Teil dieser Zimmer ist mit herrlichen Kunstwerken, mit Bildsäulen und Gemälden geziert, andere wieder dienen einer berühmten Bibliothek, die gegen 64 000 Bände und eine große Anzahl seltener Handschriften ans alten Zeiten enthält, zur Aufbewahrung. Am meisten werden die Zimmer ausgesucht und bewundert, die der große Maler Raphael mit Gemälden geschmückt hat. — Im Vatikan lebt still und zurückgezogen der Papst, der „heilige Vater". Nur selten zeigt er sich in seinem Glänze, wenn er es aber thut, dann trägt er eine dreifache Krone, dann umwallt ein Purpur- mautel seine Schultern, dann tragen prächtig gekleidete Kammerherren seine Schleppe und wohlbewehrte, stattliche Krieger bilden seine Schutz- wache. Wir wauderu weiter und wollen nun zwei der Bauwerke aufsuchen, die unsere Gedanken zurückleukeu in längst versunkene Zeiten. Wir be- geben uns zuuächst zu jenem Theater, das nach der Zerstörung Jerusa- lems (Also wann ?) vom Kaiser Vespasian erbaut wurde, zum Kolosseum. Stauuend stehen wir vor dem Riesenbau und gedenken der längst ent- schwnndenen Zeit, in der oft 100 000 Zuschauer auf den Gallerien Platz *) „In seiner höchsten Majestät erscheint der Petersplatz mit den Kolonnaden, dem Obelisk, den wasserreichen Springbrunnen und der Kirche des Nachts, wenn der Mond alle diese Gegenstände beleuchtet. Silbern glänzen die Wasserstrahlen und sprühen wie Funken umher. Alles ist still, nur das rastlos hervorsprudelnde Wasser unterbricht die herrschende Ruhe der Nacht."
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