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1. Europa - S. 109

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 109 — nahmen, um zuzusehen, wie Menschen, unschuldige waffenlose Christen, den wilden Tieren als Futter vorgeworfen wurden, oder wie sich Krieger, die man Gladiatoren nannte, nicht im Scherz, sondern im bitteren Ernst bekämpften, bis der eine schwer verwundet zu Boden sank und sein Blut den Sand rötete. Von den erhöhten Sitzen schauten Arme und Reiche, ja selbst der Kaiser, mit gespannter Begier auf den Sandplatz hinab, und Beifallsgeschrei und Beifallsklatschen ertönte, wenn ein Gladiator den andern zu Boden geschlagen hatte, oder wenn ein Löwe oder ein Tiger einen der gefangenen Christen zerfleischte. — Jetzt ist das gewaltige Gebäude, das so oft wiederhallte vom Schmerzensgeschrei gequälter Menschen und vom Beifallsgebrüll eines rohen, gefühllosen Volkes, eine Ruine. Aus allen Ritzen und Spalten, auf Simsen, Bogen und Pfeilern blühen Blumen, und wucherndes Buschwerk bekleidet das altersgraue Ge- mäuer überall mit frischem Grün. Vom Kolosseum weg wenden wir uns zu dem Platze, der die wich- tigste Stätte im alten Rom war, zum Forum. *) Dieser Platz war weder besonders groß, noch schön, aber von hier aus beherrschte das römische Volk die Welt. Hier wurden die Bürgerversammlungen abge- halten und Beschlüsse gefaßt, denen die besiegten Völker, mochten sie nun in Spanien oder in Afrika oder in Asien wohnen, sich beugen mußten. Hier erhoben sich einst prächtige Göttertempel, hier standen kostbare Säulen und Statuen, die man besonders tapferen oder besonders weisen Männern zur Ehre errichtet hatte. — Jetzt ist dieser Platz ein Trümmer- Haufen, und nur einzelne hohe Säulen legen Zeugnis ab von der Herr- lichkeit, die hier versunken ist. Zur sachlichen Besprechung, a. Wie ist es gekommen, daß einst (zur Zeit Christi) die Römer vom Forum aus der Welt befehlen konnten? — Die Römer waren einst ein herrliches Volk, ausgezeichnet durch Tapferkeit (Erzähle die Geschichte von Horatius Cocles!), Vaterlandsliebe (Erzähle die Geschichte von Regulus), Rechtschaffenheit und Unbestechlichkeit (Fabricius und Pyrrhus!), Selbstverleugnung (Mucius Scävola!) und Sitteneinfachheit und Genügsamkeit (Der Diktator Cincinnatus, der nach Sieg und Ehre zu Pflug und Gartenmesser zurückkehrte.) Ihrer Tapferkeit vermochte keins der Völker zu widerstehen. Selbst mächtige Staaten, wie das stolze Karthago an der Nordküste Afrikas, wurden unterworfen und unter römische Statthalter (Erinnere an Pontius Pilatus) gestellt. Zuletzt reichte das Römerreich vom atlan- tischen Ozean bis zum Kaukasus, von der Wüste Sahara bis zur Donau, und ungeheure Reichtümer strömten aus allen Teilen dieses weiten Reiches nach Rom. (Tribut der unterworfenen Völker!- —- Tie Zöllner im heiligen Lande!) *) Benutze: Das Forum zu Rom. (Lehmanns Geogr. Bilder.)
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