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1. Europa - S. 116

1897 - Leipzig : Wunderlich
liegende Steine, auf die man treten kann. Höher hinauf wird der Weg- sehr beschwerlich; denn hier liegt Geröll und Gebröckel verbrannter Steine und rotbraune Erdasche. Hier und da ist der Boden heiß, und unter den Steinen qualmt es hervor. Nach einer weiteren halben Stunde sind wir endlich am Rande des Kraters angekommen. Der Krater ist ein ungeheurer Kessel mit einem 10—15 Meter hohen, aus verbrannten Ge- steinen und aus Asche bestehendem Rande. Auf ihm kann man herum- gehen. Der Umgang erfordert eine Stunde Zeit. In der Mitte des' Kessels ist am Boden der eigentliche Feuerschlund. Man sieht da einen kleinen Kegel von 8—10 Meter Höhe. Er ist gebildet durch das Ge- stein und die Asche, die der Vulkan immer aufwirst. Auf dem Gipfel dieses Kegels ist eine Öffnung. Aus ihr wallt ein schwefelgelb schim- mernder Rauch-Dampf auf. Neben der großen Öffnung sind noch einige kleinere zu bemerken, aus denen ebenfalls Dämpfe aufsteigen. Plötzlich rötet sich der dichte Dampf über der Öffnung des kleinen Kegels. Ein breiter Flammenstrahl fährt sausend und zischend empor. Eine Menge heißer Steine und Asche steigt funkelnd über das Feuer hinaus und fällt rings um den kleinen Kegel nieder. Hier erkalten die ausgeworfenen Stoffe langsam. Nach etwa 10 Minuten wiederholt sich diejes Schau- spiel. Wieder rötet sich der Dampf, wieder fährt ein Flammenstrahl empor, wieder werden kleine Steine und Asche ausgeworfen. — Nicht immer freilich zeigt der Vesuv dieses friedliche Aussehen. Furcht- bar ist ein Ausbruch des Vulkans. Ein Reisender,*) der den großen Ausbruch vom 16.—20. November 1868 mit erlebt hat, erzählt uns davon folgendes: Von meiner Wohnung in Neapel konnte ich das wunderbare Schau- fpiel Tag und Nacht bewundern. Bei Tage zwar verhüllten die dicken Ranchwolken oft jede Aussicht, bei Nacht aber war der Anblick ein surcht- bar großartiger. Meer und Horizont waren von dunkler Glühröle ge- färbt, wie ein feuriger Wasserfall senkte sich der breite Lavastrom (Ans- Wurfmasse!) über den steilen Bergabhang hinab und zerteilte sich tiefer nnten, wo das Gelände nicht mehr fo steil abfiel, in mehrere Arme, die wie senrige Schlangen sortzüngelten. Aus dem großen Krater stieg eine schwere, dicke, schwarze Wolke, nur durch einzelne Blitze erhellt, turmhoch empor, und von Zeit zu Zeit erhellten die aus der Lavaslut auslodernden Feuersäulen Augenblicke lang d^e nächste Umgebung. — Nicht lange litt es mich in Neapel; ich wollte an Ort und Stelle sehen, was ich aus der Ferne mit Erstaunen betrachtet hatte. An eine Besteigung des Gipfels war natürlich nicht zu denken. So beschloß ich denn, mich an das Ende des vorrückenden Lavastromes zu begeben. Ich brach mit einigen Bekannten auf. Schou am Abhange des Berges kamen uns die Bewohner der vom Lavastrome bedrohten Gegend weinend und klagend- *) Nach Heinrich Boemstein.
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