1897 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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fängt man besonders in der Nähe von Venedig. — Jede Auster hat
zwei rundliche, ungleich große Schalen. Diese fftnb äußerlich bräunlich-
grau und rauh, inwendig aber glänzend und glatt. Mit der größeren
der beiden Schalen ist das Tier gewöhnlich auf dem Meeresgrunde fest-
gewachsen. Jedes Jahr fängt man Millionen Austern und versendet sie
nach allen Gegenden. Sie gehören zu den schmackhaftesten Weichtieren
und müssen lebendig verspeist werden. Endlich entnimmt der Italiener
dem Meere auch Korallen.^) Die Korallen sind ebenso wie die Austern
auf dem Meeresboden festgewachsen und bilden dort ästige, baumartige
Stämme. Diese besitzen einen rotgefärbten, harten Kalkkern, der von
einer weißlichen, weichen Rinde überzogen ist. Die Fischer schlagen sie
mit Stangen los und fangen sie mit uutergehalteuen Netzen auf. Die
weiche Rinde wird entfernt und nur die rote, harte Kernmafse verwendet.
b. Handel. Der Seehandel Italiens ist sehr bedeutend. Es ist
dies auch erklärlich. Italien ist ja auf drei Seiten von Meeren um-
gebeu (Zeige und nenne sie!), so daß es bequem mit allen am Mittelmeer
liegenden Ländern, so mit denen auf der Balkanhalbinsel, mit Kleinasien
und dem Nordrande von Afrika (Zeigen!), in Verbindung zu treten ver-
mag, d. h. Waren hinsenden und solche herbeischaffen kann. Bei der
geringen Breite der Halbinsel ist es auch sehr leicht, die Waren ans
dem Innern zu den Seehandelsplätzen hin und wiederum vou diesen aus
ins Innere zu transportieren. Die wichtigsten Seehandelsplätze find
Genua, Venedig, Neapel und Messina.
Aber auch der Landhandel steht in Blüte. Er hat seinen Sitz in
der Hauptsache in Mailand, Turiu und Rom. Diese Städte liegen ja
an den großen Bahnlinien, die Italien mit Deutschland, der Schweiz
und Österreich, (St. Gotthard) sowie mit Frankreich (Mont Cenisbahn!)
verbinden. — Die Aauptausfuhrartikel Italiens find Marmor, Schwefel
(Sizilien!) Wein, Öl, Südfrüchte, Reis, Korallen, Seide, Strohgeflecht.
(Vergl. S. 104.) Einen wichtigen Einfuhrartikel bildeu die Kohlen,
denn Italien ist arm daran.
5. Die Menge der Produkte ermöglicht eine vielseitige
Industrie.
a. Da in Italien der Maulbeerbaum gedeiht, so beschäftigen sich
viele Bewohner Italiens mit der Gewinnung der Seide und deren
Verarbeitung. Sie pflegen zunächst die Raupe des Seidenspinners*) so-
lange, bis sie sich eingepuppt hat. Es dauert dies sechs bis sieben
Wochen lang. Dann erst beginnt nämlich die Raupe aus dem Spinn-
safte, der sich in ihrem Körper angesammelt hat, einen feinen hellen Faden
zu formen und aus diesem Faden nicht ein Netz wie die Spinne, sondern
*) Lehmann, Zoologischer Atlas, Bild 36.
**) Lehmann, Zoologischer Atlas, Tafel 31. ^Seidenspinner, Raupe und Cocon
darstellend.^