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1. Europa - S. 146

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 146 — erhabenste und größte Bau der Welt bezeichnet wird Die Sophien- moschee ist von dem oströmischen Kaiser Justinian erbaut worden und war lange Jahrhunderte hindurch eine Stätte christlichen Gottesdienstes. Wohl wurde der Prachtbau mehrfach durch Brand und Erdbeben zerstört, aber immer wieder richtete man ihn nnter Benutzung des alten Materials in seiner ganzen Herrlichkeit wieder auf. Noch heute kann man an dieser Moschee Säulen sehen, die einstmals die Tempel heidnischer Götter zierten. Seit der Eroberung Konstantinopels schallt kein christlicher Lobgesang mehr durch die weiten Räume. Muhamed Ii., der Eroberer Konstantia nopels, sprengte am Tage der Eroberung mit seinem Streitrosfe auf den Altar der Kirche, zerschlug dort mit eigener Hand das Kreuz, das Zeichen des Christentums, und rief: „Es ist nur ein Gott, und Mu- hamed ist sein Prophet." An jenem Tage verschwand auch das Kreuz, das die Kuppel des Gebäudes schmückte. Au seine Stelle trat ein riefen- hafter Halbmond. — Die Sophienmoschee hat, wie allen übrigen Mo- scheen, auch eine Anzahl Minarets oder Türme. Diese Türme gleichen hohen und schlanken Säulen und tragen keine Glocken. Die Stelle der Glocken vertritt der Ausrufer, der Muezzin. Er ruft vom Minaret herab die Gläubigen fünfmal des Tages znm Gebet. 3. In Konstantinopel finden wir großartige Gefchäfts- hänfer. Jedes führt den Namen Bazar. Ein jeder dieser Bazare ist eine Stadt im Kleinen und besitzt zahlreiche Gassen und Durchgänge. Das Ganze ist überwölbt und empfängt meist nur von oben aus Licht. In einem solchen Bazare schauen wir tausenderlei. Hier werden Perlen, Edelsteine und köstliche Schmucksachen, wie Ringe, Ketten, Armspangen und Broschen, seilgehalten. Hier kann man feine, weiße Seidemücher, kostbare Teppiche und prachtvoll gestickte Shawls kaufen. Hier sind reizende, goldgestickte Pantoffeln zu haben. Hier bietet man auch Rosen- öl, Beutelchen mit Moschus und aus wohlriechendem Holze oder aus Bernstein gefertigte Rosenkränze aus. Auch Waffen sind in Hülle und Fülle zu haben. Da giebt es Dolche, deren Griff und Scheide mit blinkenden Edelsteinen besetzt sind, Schwerter aus feinstem Stahl, Ge- wehre mit kunstvoll verzierten Läufen. Die Verkäufer sind meist ehr- würdige Türken mit langen Barten. Sie hocken ernst mit nnterge- schlagenen Beinen in ihren Läden und erwarten Käufer. 4. Konstantinopel hat ein eigenartiges Straßenleben. Dasselbe weicht in gar vielen Stücken von dem unserigen ab.. Wandern wir durch eine belebte Straße, so sehen wir überall Unge- wohntes. Da sitzt in einem Straßenwinkel mit unterschlagenen Beinen eine Schar von Buben. Sie lesen mit lauter Stimme im Koran, in der Bibel der Muhamedaner. In der Mitte sitzt als Lehrer ein alter Türke mit langem, grauem Barte. Er raucht seine Pfeife, hört aufmerksam zu und läßt zuweilen fein Pfeifenrohr auf den Köpfen und Rücken derer
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