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1. Europa - S. 210

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 210 — Bäche hinab zum Meere stürzen. Schön sind die zahlreichen klaren Seen, auf deren glattem Spiegel Boote mit weißen Segeln dahinziehen und Fischer ihre Netze auswerfen in die blaue Flut. Schön sind die hochstämmigen, rauschenden Nadelwalder, die sich wie ein grüner Mantel um Thal und Höhe schlingen. Schön sind die Wasserfälle, wo unler donnerähnlichem Tosen über schwarze Felsen herab ungeheure Wassermassen in die Tiefe schießen, daß der weiße Gischt hoch aufspritzt und die Stimme des Menschen nicht im stände ist, das gewaltige Strudel», Rauschen und Tosen zu übertönen. 2. Ein eigenartiges Volksleben. Die Halbinsel wird nämlich von drei Volksstämmen bewohnt, von den Norwegern, den Schweden und den Lappen. a. Werfen wir zunächst einen Blick auf Norwegens Bewohner. Es sind das meist große, kräftige Gestalten mit blauen Augen und blonden Haaren. Die meisten Männer sind Bauern oder Fischer und Lotsen. Die norwegischen Bauern wohnen in engen Thälern, meist auf einzeln gelegenen Höhen mitten zwischen ihren Feldern, Gärten und Wiesen. Geschlossene Dörfer sind selten. Die Häuser sind aus Holz ge- baut, inwendig und auswendig mit Brettern bekleidet und auch mit Öl- färbe gestrichen. Während des langen Winters ist der Bauer ganz allein auf sich angewiesen; Eis und Schnee sperren ihn von allen seinen Nach- barn ab. Er ist daher gezwungen, sein eigener Schneider, Schuster, Schmied, Maurer, Zimmermann, Fleischer und Gerber zu sein, und in allen diesen Handwerken zeigt er eine große Geschicklichkeit. Unter den norwegischen Bauern herrschen viele eigentümliche Sitten und Gewohn- heiten. Unternimmt z. B. ein Bauer eine Reise, so wird er seinen Wagen bepacken, das Pferd anspannen, seinem Weibe vielleicht über manches Bescheid geben, was in seiner Abwesenheit zu thuu ist, aber es fällt ihm nichr ein, sich bei der Abreise von seiner Frau etwa mit Gruß oder Handschlag zu verabschieden. Ebenso wenig hat er bei der Heim- kehr irgend ein Wort des Willkommens oder ein äußeres Zeichen der Freude des Wiedersehens. Zuerst versorgt der Bauer sein Pferd, dann packt er, von den Kindern umringt, seine in der Stadt gemachten Ein- käufe aus; die Frau zu grüßen, oder ihr gar die Hand zum Willkommen zu reichen, fällt ihm nicht ein, ebenso wenig läßt sich aber auch die Bäuerin in ihrer Beschäftigung durch die Ankunft des Bauern stören. Als einst jemand einem norwegischen Bauern sagte: „Höre mal, meiner Ansicht nach mnßte deine Frau sogleich von ihrer Arbeit aufstehen, dir entgegen kommen, dich willkommen heißen und dir die Hand zum Gruße reichen," da konnte sich der Bauer des Lachens nicht enthalten und meinte: „Wenn sie sich so benähme, würden uns die Dienstleute schön auslachen." Und als dann der Fragende weiter sprach: „Hast du uie gehört, daß ein Bauer, wenn er von der Reise heimkehrte, seiner Frau ,guten Tag' gesagt hat?", erwiderte der Bauer: „Ja doch, vor vielen
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