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1. Europa - S. 227

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 227 — a. Moskau liegt an einem Nebenflusse der Oka, an der Moskwa, * in einer weiten, hügeligen Ebene. Aus einem Meere von grünen und roten Dächern erheben sich die vergoldeten Kuppeln der Kirchen und des kaiserlichen Palastes, des Kremel, in dem einst Napoleon I. sein Quar- tier aufgeschlagen hatte. — Der Handel Moskaus umfaßt das ganze weite, russische Reich, ja, er geht darüber hinaus bis Leipzig, Hamburg, London, Paris und Marseille. Moskau besitzt gegen 400 Kirchen, 21 Klöster und zahlreiche Kapellen. Manche dieser heiligen Stätten genießen besondere Verehrung wegen der dort aufgestellten wundertätigen Heiligenbilder. Diese sind zu allen Stunden des Tages förmlich belagert. Oft stehen und knieen Menschen bis auf die Straße heraus. Zuweilen bewegen sich großartige Prozessionen durch die Stadt. Ein Reisender beschreibt uus eine solche: „Voran zogen gegen 100 Kirchenfahnen, mit heiligen Bildern be- malt und reich mit Gold und Silber bestickt. Dann folgten, von Priestern getragen oder auch von Dienern gefahren, große Leuchter, Kirchengeräte und Heiligenbilder, dann erschienen in endlosem Zuge Lehrer und Schüler der Seminarien, niedere Geistliche, Diakonen, Geistliche der Stadtkirchen und so immer im Range aufwärts, bis am Schlüsse der Bischof einher- schritt. Ein Priester trug ihm die Schleppe. Vor der Nikolauskapelle machte der Bischof Halt, kniete auf einem ihm vorgelegten Teppich nieder und küßte dann das aus der Kapelle herausgeholte Bild des heiligen Nikolaus. Dann setzte sich der Zug wieder in Bewegung, gefolgt von einer vielköpfigen Menge. So zog die Prozession vom Kremel, dem Versammlungsorte, nach einer Kirche, die ein berühmtes Heiligenbild ihr eigen nennt. Dort wurde dann feierliche Messe (D. i. ?) gehalten." Eine Begegnung trauriger Art, die man aber in Moskaus Straßen oft hat, sind die Gefangenentransporte von 00, 80 und mehr Men- schen, die nach Sibirien wandern. (Lage!) Sie marschieren gewöhnlich in einem dicht geschlossenen Trupp, voran die Frauen und Kinder, denn die Familien folgen den Verurteilten oft freiwillig in die Verbannung. Viele der Unglücklichen gehen barfuß, einzelne sind gefesselt. Eine dichte Kette von Polizisten mit gezogenen Säbeln nmgiebt den Trupp. Hinter- her folgen 4 oder 5 kleine Wagen, auf denen die Habseligkeiten der Gefangenen liegen. Auf dem Bahnhofe werden die Gefangenen zunächst in einen Hof getrieben. Dort stehen Wagen bereit. Wenn diese Wagen die Gefangenen und ihre Habe aufgenommen haben, werden sie sorgfältig verschlossen, und fort geht es dann nach Osten bis Nischny-Nowgorod. Bon da aus wird die Reise auf der Wolga und Kama zu Schiffe weiter sortgesetzt. (Zeigen!) — Was haben wohl diese Leute verbrochen? Es sind meist Verbrecher der schlimmsten Art, die bei uus lebenslänglich Zuchthaus oder den Tod erhalten würden. In Rußland ist die Todes- strafe aufgehoben. An ihre Stelle tritt die Verbannung ins unwirtsame Sibirien. 15*
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