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1. Die außereuropäischen Erdteile nebst den deutschen Kolonien - S. 30

1904 - Trier : Lintz
30 Afrika. nicht mehr erreicht wird. Das Steigen des Nils ist daher das wichtigste Ereignis im wirtschaftlichen Leben der Bewohner. Sein Eintritt wird freudig begrüßt und sein Verlauf ängstlich verfolgt. Eine übersichtliche Betrachtung des Steigens und Fallens des Stromes möge deshalb an die Spitze unserer Darstellung treten. Die regelmäßig en Überschwemmungen des Niltals und die Wasserbaute n in Ägypten. Die Quellflüsse des Nilstroms reichen bis in die Gegenden am Äquator. In diesen, der heißen Zone, wandern die Tropenregen mit dem Zenithstande der Sonne. Am frühesten treten sie in den Gebieten des Viktoria- sees ein. Allmählich rücken sie immer weiter nach Norden vor, wohin auch die Hochflut der Flüsse ihre Richtung nimmt. Letzteres ist von großer Bedeutung und erklärt das gewaltige Anschwellen des Nilstroms, zunächst des Weißen Nils. Flösse der Nil in der umgekehrten Richtung, als die Regen wandern, so würden die ersten Regen längst den Unterlauf oder schon das Meer erreicht haben, ehe eine Strecke oberhalb die Niederschläge folgen. Bei der Übereinstimmung der Richtung ist dagegen jeder spätere Regen imstande, die Wirkung des vorigen zu verstärken. Indem das Äb- flußgebiet des Nils, wie es fast bei jedem Strom der Fall ist, weiter unterhalb an Breite zunimmt, vergrößert sich auch die abfließende Avassermenge immer mehr. Mächtige Ströme, wie der Bahr el G h as al oder Gazellenfluß, der Abiat, der Blaue Nil und der At bara, rollen ihre Wasserfluten heran, die im Hauptstrombette schon gesammelten gewaltig vermehrend. Besonders stark macht sich der Zufluß der beiden letztgenannten, der abessinischen Ströme geltend, weil sie die riesigen Regenmengen, die auf dem Hoch- gebirge niedergehen, schnell sammeln, ehe durch eine starke Ver- dunstung ein Teil wieder verflüchten kann. Stoßartig schwellen sie an, wenn die Regenzeit auf ihrem Oberlaufe einsetzt, während am Unterlaufe noch völlige Dürre herrscht (vgl. S. 28). Gewöhnlich fängt der Nil gegen den 20. Juni in Kairo an zu steigen. Bis zum Oktober hält das Steigen an. Mit dem weitern Zurückweichen der Sonne nimmt auch die Niederschlags- menge des obern Nilgebiets ab Der Strom beginnt langsam zu fallen und erreicht Anfang Juni seinen tiefsten Wasserstand. Damit die Überflutung des Landes in dem nötigen Umfange statt- finden kann, muß der Pegel bei Roda unweit Kairo eine Höhe von 8,5 m anzeigen. Nicht immer wird diese Höhe vom Strome er- reicht. Für Ägypten bedeutet dies jedesmal eine teilweise Hungers- not, weil große Strecken Felder keine Ernte geben. Die Regel- mäßigkeit der Nilüberflutung zu sichern, muß deshalb in Ägypten das Hauptziel der staatlichen Fürsorge bilden. Großartige An- lagen schufen zu diesem Zwecke schon die alten Ägypter. Von den Bauten der neuern Zeit sind besonders zwei wegen ihrer Groß- artigkeit hervorzuheben, der an der Gabelung des Nilstroms er- richtete Riesendamm und die i. J. 1902 fertiggestellte Nilsperre- bei Assuan an der ersten Katarakte.
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