1904 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Afrika.
ten zwei Umstände auf die Erbauung eines großen Kanals zwischen dem Roten
und dem Mittelländischen Meere hin. Die Fahrt um die Südspitze von Afrika
war einerseits sehr weit und andererseits wegen der am Kap der Guten Hoff-
nung herrschenden Stürme gefährlich. Kürze und größere Sicherheit zeichneten
den neuen Weg aus. 1859 wurde mit dem Bau des Sueskanals begonnen und
1869 konnte der Bauleiter, der französische Ingenieur Ferd. v. Lesseps, der
Welt die Vollendung des Riesenwerks melden. Die Kanallinie ist 160 km lang,
hat fast genau nordsüdliche Richtung und durchschneidet mehrere Seenbecken.
Der Endpunkt am Mittelländischen Meere ist Port Said, am Roten Meere
Sues. Die Bauarbeiten hatten mit manchen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das
völlige Fehlfn von Trinkwasser machte es nötig, zuerst wieder den Süßwasser-
kanal zum Nil hin instand zu setzen. Die höchste Erhebung, die zu durch-
stechen war, maß nur 16 m. Seiner Bestimmung gemäß, als Welthandelsstraße
zu dienen, erhielt der Sueskanal große Maße, eine Tiefe von 8 m und eine
Breite von 58 bis 100 m am Wasserspiegel und von 22 m an der Sohle. Von
Strecke zu Strecke wurden Ausweichestellen vorgesehen. Die Kosten des
Baues waren recht bedeutend und betrugen 380 Mill. M. Trotz der hohen Ver-
zinsung des Baukapitals und trotz der ständigen großen Ausgaben für die In-
standhaltung des Werkes befindet sich die Sueskanal-Gesellschaft in guter
Finanzlage, weil sich der Verkehr bedeutend entwickelt hat. Im Jahre 1899
durchfuhren den Kanal 3607 Schiffe, unter denen sich 2310 englische, 387 deutsche,
226 französische, 206 holländische und 101 österreichische befanden. Weil die
Schiffe, damit kein starker Wellenschlag entsteht, nur langsam fahren dürfen,
dauert die Durchfahrt 15—21 Stunden.
e) Besiedelung und Bevölkerung: Bauart der Wohnungen,
Besiedelungsweise, Volksdichte, Völkerstäinme.
In der Besiedelung der einzelnen Gebiete Afrikas, in der
Bauart der Wohnungen und in der Anlage der Ort-
schaften ist die nämliche enge Anpassung an die Landesnatur
zu erkennen, die wir bei den einheimischen afrikanischen Verkehrs-
einrichtungen feststellen konnten. Betreten wir den afrikanischen
Boden im No, so führt uns eine Nilreise zunächst die elenden
Lehmhütten der Fellachendörfer vor Augen. Der Nil
spendete den Stoff, aus dem sie gebaut sind, und schuf den Boden,
auf dem sie stehen. Bündel von Papyrusstauden können als Pfosten
dienen, und aus dem Schilf, das mit diesem zusammen an den Nil-
ufern wuchert, wird ein schützendes Dach hergestellt. Der Fellache
klebt an der Scholle wie seine elende Hütte, über die sich als
einziger Schmuck nur das grüne Laubdach der Dattelpalmen wölbt.
Freier ist das Leben des Arabers, des Beduinen, der die Wüste
durchschweift. Was nützt ihm eine festgebaute Wohnhütte! Für
ihn paßt ein Zelt, das er heute aufschlagen und morgen wieder
abbrechen kann. Manche dauernde Ansiedelungen in den Oasen
der Wüste sind nichts weiter als Zeltdörfer, die ihren Be-
wohnern volle Beweglichkeit gestatten. Andere aber sind wirk-
liche Oasenstädte, die mit ihren Festungsmauern und -türmen häufig
einen stattlichen Eindruck machen (vgl. Asien). Auch in den afrika-
nischen Mittelmeerländern Marokko, Algerien, Tunesien und Tripolis
lebt der kleinere, nomadisierende Teil der Bevölkerung in Zelten,
während der seßhafte in der Ebene Lehm-, in den Gebirgsgegenden