1904 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Afrika als Ganzes. — Besiedelung und Bevölkerung. 99
in manchen Gebieten von einem wahren Völkerdurcheinander reden.
Drei große Völkergruppen heben sich jedoch deutlicher aus
der Gesamtbevölkerung heraus: die semitisch-hamitischen
Völker im N, die Negervölker im S und die Misch Völker
auf der Grenze zwischen beiden. Die kleine Gruppe der Hotten-
totten, mit der auch die Zwergvölker des Kongowaldes ver-
einigt werden, nimmt wieder eine besondere Stellung ein, des-
gleichen der auf der Ostseite der Insel Madagaskar sitzende Volks-
stamm der Ho vas, die auf afrikanischem Boden gar keine Ver-
wandten haben, vielmehr der malayischen Rasse angehören.
Als Hauptstämme der semitisch-hamitischen Völker-
gruppe, deren Hauptmerkmale ein schlanker, schöner Wuchs, braune
Augen, schwarzes, aber ziemlich weiches Haar und eine helle, licht-
braune Gesichtsfarbe, die ausnahmsweise auch dunkler sein kann,
sind, können Araber, Berber, Nubier, Abessinier, Galla,
So mal und Massai gelten. Die Tuareg, die Bewohner der
westlichen Sahara, sind schon ein Mischvolk, bei dem aber der
Negertypus nicht so vorherrscht wie bei den Tibbu, den Be-
wohnern der östlichen Sahara. Auch die Galla. Somäl und Massai
sind keine reinen Volksstämme. Den genannten semitisch-hamiti-
schen Volksstämmen sind noch die Fulbe zuzuzählen, die weiter
nach S, wenn auch nicht in geschlossenen Massen, vorgedrungen
sind und in vielen Negerreichen die Herrschaft an sich gerissen
haben.
Südlich von der Sahara, besonders am obern Nil und Ubangi,
treffen wir noch zahlreiche Mischvölker an, bei denen aber nicht
der semitisch-hamitische Zug wie bei den vorher genannten, son-
dern schon der Negertypus vorherrscht. Hierhin gehören z. B. die
Sc h ill uk, Dinka und Niam-Niam.
Die Negervölker können in zwei Untergruppen, in die
Sudänneger und Bantuneger, geteilt werden. Jene bewoh-
nen den westlichen und mittlem Sudan, diese Südafrika südlich
von einer Linie, die man durch die Mitte Kameruns etwa nach
Sansibar zieht. Der Unterschied zwischen ihnen ist fast nur auf
sprachlichem Gebiete zu suchen.
Die afrikanische Negerrasse.
In den körperlichen Eigenschaften und in den Sitten stimmen die Neger
fast völlig überein. Sie sind die dunkelfarbigen, wollhaarigen Afrikaner, die
echten schwarzen Mohren, wenn man sie mit einem früher allgemein gebräuch-
lichen Namen bezeichnen will Die Farbe ist jedoch keineswegs bei allen Stämmen
gleich dunkel Es gibt Stämme, die etwas heller gefärbt sind, und auch in jedem
sehr dunkelfarbigen Stamme kommen einzelne Menschen, die eine hellere Ge-
sichtsfarbe haben, vor. Während das meist verfilzte und stets schwarz gefärbte
Haupthaar sehr kräftig entwickelt ist, so daß viele Stämme es zu dem sonder-
lichsten Kopfputz verwenden, ist der Bartwuchs in der Regel spärlich. Wulstige
Lippen, starke, hervortretende Backenknochen und eine kleine, wenig hervor-
tretende und mit um so breiteren Flügeln versehene Nase vervollständigen das
Bild des Negerkopfes. Manche Bildungen an ihm finden wir, aber wohlgemerkt
rom Standpunkte unseres europäischen Schönheitsideals aus, unschön oder gar
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