1904 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Asien.
Die Aufstauung desselben wird durch das Plateau Ust-Urt be-
wirkt, das den Abfluß der Gewässer zum Kaspischen Meer ver-
hindert. Zahlreiche Gewässer Turkestans, die ihre Wasserfülle
aus den südöstlichen Grenzgebirgen empfangen, versiegen beim
Eintritt in die Wüste vollständig, wie der Heri-rud, der Murg-
hab und der Serafschan.
Die Sand wüsten Westturkestans führen den Namen Kum-Sand.
Zwischen dem Syr und Amu liegt die Wüste Kisil-kum (roter
Sand) und südwestlich vom Amu die Wüste Kara-kum (schwarzer
Sand), deren Name aber nur bildlich für „tot", „trostlos" zu
nehmen ist.
Diesen Wüsten sind die Sicheldünen eigentümlich, die sich, alle
gleichgeformt, als wären sie in einer Form gegossen worden, unabsehbar an-
einanderreihen. „Das Dünenmeer erscheint", wie Rein es schildert, „dem Auge
des auf der Eisenbahn hindurchfahrenden Reisenden vielfach unbegrenzt und
fast so einförmig wie der Ozean. Wie die hohen Wellen des letztern, doch weit
regelmäßiger und schärfer begrenzt, reihen sich Tausende und Abertausende von
gleichgefärbten und -geformten Dünen aneinander, alle 4—6 m hoch, sanftan-
steigend von der Seite der herrschenden Windrichtung, dagegen steil und etwas
ausgebuchtet abbrechend auf der entgegengesetzten Seite." Der Sand dieser
Dünen wird durch merkwürdige Sandpflanzen, Strauch- und Grasarten, deren
Wurzeln tief hinabgehen oder vielmehr beim Wachsen der Dünen sich nach oben
verlängern, festgehalten.
b) Das Kulturbild.
Für die Entfaltung menschlicher Kultur liegen die Natur-
verhältnisse in Westasien im allgemeinen wenig günstig. In
klimatischer Hinsicht ist das große Gebiet den Trockengebieten,
die sich um das Mittelmeer gruppieren und anstelle der wertvollen
Sommerregen fast nur Winterregen empfangen, anzugliedern, und
sein südlicher Teil, die große Halbinsel Arabien, bildet sogar eine
unmittelbare Fortsetzung der Wüste Sáliara. Durch den Ober-
flächenbau Westasiens werden zwar große klimatische Unter-
schiede hervorgerufen. Im allgemeinen läßt sich aber sagen, daß
die ohnehin trockene Natur des Gebiets durch ihn meist noch
verschärft wird. Westasien besteht infolge der Veränderungen,
welche Faltenbewegung und senkrechte Schollenbewegung in seiner
Oberflächengestalt hervorgerufen haben, teils aus hohen Gebirgs-
ketten, teils aus tief eingebrochenen Senkungsgebieten. Nur auf
den dem Wolkenzuge zugekehrten Abhängen der beiden
erstgenannten Gebiete kann ein reichlicher Regenfall in Form
von Steigung s reg en niedergehen, und nur dort trifft man wirk-
lich reich bewaldete Landschaften an. Die Südseite des Cilicischen
Taurus und die Westseite der nordsyrischen Gebirge, ferner die
pontische Küste Kleinasiens, die kaukasische Schwarzmeerküste
und die Nordgehänge des Elbürs am Südgestade des Kaspischen
Meeres prangen sogar im Schmucke von wahren Urwäldern.
Dagegen sind die dem Wolkenzuge abgekehrten Gebirgs-
abhänge und vor allem die weiten Hochflächen und die