1904 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Monsungebiete Südasiens.
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die Bildung von Neuland an den Strommündungen fort; weiter oberhalb
aber erhöht sich durch die jährlichen Hochfluten das Land fortwährend, so daß
die Ablagerungen der riesigen Ströme jetzt schon Hunderte von Metern betragen.
Das Grundgerüst des Hochlands von Vorderindien besteht aus ar-
chäischem Gestein, Gneis und alten Schiefern. Dieses Grundgebirge
zeigt Faltung. Darüber lagern abweichend und horizontal Schichten von alten
Sedimentgesteinen, Schiefern, Sand - und Kalksteinen. Jüngere Gesteins-
schichten kommen fast gar nicht vor; nur der Ostrand Vorderindiens besteht
aus quartären, also sehr jungen Bildungen. Während Faltungen seit der Stein-
kohlenzeit auf vorderindischem Boden nicht mehr stattgefunden haben, war die
senkrechte Schollen bewegung sehr lebhaft. Es bildeten sich große
Bruch lini en, die dem Hochlande seine heutigen, scharfen Umrisse gaben.
Der Zusammenhang mit Nachbargebieten, so auch mit Arabien und Afrika, ging
durch große Einbrüche verloren. Diese Einbrüche vollzogen sich zu Anfang
der Jurazeit. Der nordwestliche Teil der entstandenen Insel wurde dann von
einer vulkanischen Decke überzogen.
Vorderindien umschließt vielerlei Landschaftsbilder,
deren Eigenart teils auf dem jähen Wechsel zwischen Hoch
und Niedrig beruht, an den sich dann wieder das Einerlei
entweder der endlosen Tief- oder Hochebene schließt, teils aber
durch schroffe klimatische Unterschiede hervorgerufen wird. Letztere
wechseln zwischen größtem Regenreichtum auf Erden bis zu heißer
Dürre, so daß dem Bilde üppigster Entfaltung des Pflanzen-
lebens das der toten Wüste gegenübertritt. Hierzu gesellen
sich noch die Landschaftsbilder, die durch große, majestätische
Stromläufe auf dem laugen, Wechsel vollen Wege von dem Ober-
laufe bis zum sumpfigen Mündungsdelta hervorgebracht werdeu.
So wird eine Durchwanderung des großen Halbinsellandes ebenso
abwechsluugsreich als auch lehrreich sein.
Beginnen wir die Rundschau im No von Vorderindien, dort
wo die Kassi-Berge in einer etwa 500 km laugen und 150 km
breiten Höhenkette, die durchschuittlich zu 1 500 m, in den Gipfel-
punkten aber bis zu 1900 m ansteigt, die lauge Talebene des
Brahmaputra im S abschließen. Dieselben prangen namentlich
auf den Südabhängen in üppigstem Grün ; denn dort gehen infolge
der Stauung, welche die vom Bengalischen Meerbusen heran-
ziehenden Regenwolken einerseits durch den Himalaya, andererseits
durch die hinterindischen Gebirgsketten erleiden, die bedeutendsten
Niederschläge auf Erden nieder. Wurden doch bei dem Orte
Tschera-Pändschi 120 cm Regen, d. i. fast 20 X so viel als der
mittlere Regenfall in Deutschland beträgt, gemessen. Einen groß-
artigen Fernblick bieten die Kassi-Berge auf den Hymalaya dar,
dessen „ausgedehnte Schneeflächen und gewaltige Kuppeln mit
deutlich sichtbaren Gletschern und steil abstürzenden nackten
Felswänden" herüberleuchten. Fast nicht weniger überrascht den
Wanderer aber der Anblick des zu seinen Füßen in der Ebene
dahineilenden Brahmaputra, der an dieser Stelle breiter und
majestätischer als der Mississippi ist.
Der Brahmaputra (Sohn des Brahma), ein heiliger Strom
der Inder, entspringt auf der Nord-, also der tibetanischen Seite
des Himalaya in der Nähe der heiligen Seen, begleitet diesen in