1904 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das Tiefland von Nordasien oder Sibirien.
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sowie die Erhebungen, welche man als Jáblonoi-Gebirge zu-
sammenzufassen pflegt, ein nordöstliches Streichen bezw. eine solche
Anordnung. Das Jablonoi-Gebirge ist kein geschlossener, einheit-
licher Gebirgszug, wie er fälschlich auf den Schulkarten dargestellt
wird, sondern bezeichnet nur die Haupt Wasserscheide, die
aber durch eine ganze Reihe verschiedener selbständiger Horste
gebildet wird, die sich aus dem transbaikalischen Berglande nach
No hin entwickeln.
Die weitere Fortsetzung der Wasserscheide zwischen dem
Stillen Ozean und dem Nördlichen Eismeer bildet das Stanowoi-
Gebirge, das bis in die äußerste Halbinsel im No Asiens hin-
streicht. Diese endet mit dem Ostkap. Indem auch Amerika
eine Halbinsel, Alaska, entsendet, entsteht eine Meeresenge, die
Behring-Straße, welche an der schmälsten Stelle, zwischen dem
genannten Kap und dem auf amerikanischer Seite gelegenen Kap
Prinz Wales nur 54 km breit ist. Nach S hängt sich an die
Halbinsel, in welche der Erdteil Asien nach No ausläuft, die
gebirgige Halbinsel Kamtschatka an, die mit einer langen Reihe
von etwa 30 Vulkanen besetzt ist. Dieselbe weist nach Sw
nach dem japanischen Inselreiche hin, zu dem die Inselkette der
Kurilen die Brücke bildet. Auch nach Nw finden die Japanischen
Inseln eine Fortsetzung durch die lange Insel Sachalin. Die
Halbinsel Kamtschatka, die Kurilen und Sachalin umschließen
zusammen mit dem Festlande das Ochotskische Meer. Auch
die Nordküste Sibiriens wird durch Vorsprünge und Einschnitte
gegliedert. Nach N springt eine Halbinsel mit dem Kap Tschel-
j us kin weit vor.
Das weite Innere Ostsibiriens, zwischen der Eismeer-
küste im N, dem Gebirgsrande im S und den beiden großen Strömen
Jenissei und Lena im W und 0, bildet im Gegensatze zum
westsibirischen Tieflande ein hochgelegenes Tafelland, das
sich auf der nordsüdlich verlaufenden Wasserscheide zwischen
Jenissei und Lena bis etwas über 1000 m erhebt, nach N aber
zu Tieflandschaften übergeht. Jenissei und Lena sind als Rand-
ströme des ostsibirischen Tafellandes zu betrachten.
^Die Entstehung des Oberflächenbildes von Östsibirien.
Die Gebirge, welche westlich und östlich vom Baikal-See aufragen, das
Amphitheater von Irkutsk gestaltend, verdanken ihre Aufwölbung einer
sehr alten, vorkambrischen Faltenbewegung. Wegen der ab-
weichenden Richtung, welche diese alten Gebirgsfalten zeigen, die westlich von
Irkutsk nach Wnw, östlich von dieser Stadt, im eigentlichen Baikalien, aber
nach Ono streichen, hat Sueß dieses Faltungsgebiet, das den ältesten Teil
Asiens darstellt, den alten Scheitel des Erdteils genannt, zum Unter-
schiede von einem durch jüngere Faltung gebildeten Scheitel, der etwas süd-
westlicher liegt,
Gegen |das alte Faltengebirge sank ein großes Gebiet im N, das keilförmig
im Amphitheater von Irkutsk endet, nach der Tiefe ab. Die abgesunkene
Land s cholle, das ganze Gebiet zwischen den jetzigen Stromläufen des Je-
nissei und der Lena, wurde vom Meere überflutet, das auf ihm neue, mächtige,
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