1904 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das Tiefland des La Plata und das Hochland von Brasilien. 293
Grassteppen. In den trockenen Gebieten weist das Klima auch
größere Wärmeschwankungen als im nördlichen Teile Süd-
amerikas aut.
b) Das Kulturbild.
Infolge geringerer Wärme und Regenmenge fehlt dem größten
Teile des Gebietes die strotzende Fruchtfülle der nördlichen Tropen-
gegenden Südamerikas. Anderseits fehlen aber auch die erschlaffen-
den Wirkungen des Tropenklimas, und so ist das Gebiet trotzdem
geeignet zur Erzeugung hoher wirtschaftlicher Werte. Nur der
feuchtheiße Küstensaum Brasiliens hat ein ungesundes, mör-
derisches Klima und ist von Fiebern, besonders dem Gelben
Fieber heimgesucht, dem viele Bewohner der Küstenorte im
Sommer durch den Abzug nach dem inuern Hochlande zu entfliehen
suchen. Santos, der Hauptausfuhrhafen für Kaffee, ist einer der
ungesundesten Häfen der Erde. Die mittlere Jahrestemperatur
beträgt dort 22° C., die mittlere Temperatur des wärmsten Monats
(des Februars) 27,1, des kühlsten (des Junis) 17,5° C., und als
größte Hitze wurden 36.8 im Schatten, als niedrigste Wärme 11,3° C.
beobachtet. Im Hafen liegen noch heute zahlreiche Wracks von
den 40 Schiffen, die in den neunziger Jahren des vorigen Jahr-
hunderts durch das Gelbe Fieber ihre ganze Mannschaft verloren
hatten.
Das Küstengebirge Brasiliens, in welchem das brasilianische
Hochland stufenförmig zum Meere abbricht, ist wegen seines Regen-
reichtums, der durch Steigungsregen hervorgerufen wird, und
seines gleichzeitig warmen Klimas zum Plantagenbau, zum Anbau
von Reis, Tee, Kakao, Bananen, Tabak, Baumwolle
und andern Gewächsen geeignet. Das Hauptprodukt Brasiliens,
der Kaffee, wird dagegen nicht in der Küstenzone, wo die
Feuchtigkeit für den Kaffeestrauch zu groß ist, sondern etwas
weiter im Innern, also schon auf der Hochebene, gewonnen.
Das riesige Aufblühen des brasilianischen Kaffeebaues auf
der küstennahen Hochebene knüpft sich an die Verbreitung
der terra roxa, einer roten vulkanischen Erdart, die aus der
Verwitterung von Diabaskuppen entstanden ist. Dieselbe erwies
sich für das Gedeihen des Kaffeestrauches als so hervorragend
geeignet, daß die Kaffeepflanzungen in dem Bezirke der terra roxa
bald eine große Ausdehnung nahmen und der brasilianische Staat
Säo Paulo, zu dem derselbe gehört, das Hauptkaffeeland
der Erde wurde. Der Kaffee wird dort fast ausschließlich auf
großen Landgütern, Fazendas, gebaut. Schon seit dem 16. Jahr-
hundert wurde in Brasilien Kaffee angepflanzt. Aber erst i. J.
1806 begann die Kaffeeausfuhr nach Europa. Seitdem ist die Pro-
duktion fortwährend gestiegen. In den letzten Jahren erreichte
die Kaffeeernte Brasiliens die gewaltige Höhe von über 5g0 Mill, kg,
d. s. 2/3 der gesamten Welterzeugung, währeud auf Mittelamerika