Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte des Altertums - S. 6

1895 - Freiburg im Breisgau : Herder
6 Einleitung. Volksstmme, wie z. B. des indogermanischen: ihre Ergebnisse widersprechen nicht der berlieferung der Heiligen Schrift. Umgekehrt findet diese in einer Menge von Dingen ihre schne Bestti-gung selbst in trben, entstellten berlieserungen. So hat sich sast bei allen Vlkern die Erinnerung an ein einstiges glckseliges Zeitalter und an das Strafgericht der groen Flut erhalten. Auch durch die dichte Hlle nebel-haster Berichte bricht zuweilen ein Strahl des Lichtes. Bei den Kulturvlkern des Altertums beginnt die Geschichte mit einem Cyklus von Mythen, in welchen sie ihre Weltanschauung oder die Ideen aus-sprechen, die sich ihre Vorsahren von der bestehenden natrlichen und sittlichen Weltordnung gebildet haben. In den Grundzgen stimmen diese nationalen Mythen meist berein: die ewige Materie (das Chaos) ist die Allmutter; aus ihr gehen die ersten Götter hervor, die gewaltigen personifizierten Naturmchte; in den folgenden Generationen vervollkommnen sie sich zu dem Kreise von Gttern, von welchen die gegenwrtige Weltordnung gegrndet ist und erhalten wird. Diese Götter sind keine vollkommenen Wesen, weder an Macht noch an Weisheit, am allerwenigsten an Heiligkeit; denn sie sind von den Menschen nach menschlichem Ebenbilde gedacht und daher verschieden nach dem Charakter der Nationen, von welchen sie verehrt werden; sie sind mnnlichen und weib-lichen Geschlechts, lieben und hassen, freuen sich und trauern, fhlen, denken und handeln ganz wie Menschen, erhalten und zerstren. Die Einheit des Menschengeschlechts, d. h. die Abstammung desselben von einem Urpaare, ist den meisten Mythen fremd. Sie lassen die ersten Menschen in grerer Anzahl und an mehreren Orten aus der Erde hervor-gehen und von Gttern gebildet werden. Das Los des Menschengeschlechts ist kein glckliches; denn es ist dem Tode verfallen und während seines Lebens der feindseligen Thtigkeit gttlicher Mchte ausgesetzt, die teils in der Natur in Hitze, Klte, Flut, Erdbeben, Ungewitter, Krankheiten u. s. w. auf den Menschen und seine Werke eindringen, teils in ihm wilde Leidenschaften erregen und den einen gegen den andern zur Vernichtung reizen. Das natr-liche bel ist wie das sittlich Bse mit Notwendigkeit in der Welt; denn beide sind das Werk hherer Mchte. Die Huld der guten Götter erlangt und erhlt sich der Sterbliche durch Gebete, Festfeier, Opfer; den Zorn der feindlichen vershnt und entwaffnet er durch die gleichen Mittel. Die Schrecken des Todes mildert der Glaube, an die Unsterblichkeit der Seele; sie geht nach dem Tode in eine andere Welt ein, um dort Lohn oder Strafe zu empfangen. Whrend des Lebens kann man sich ein Anrecht auf die Gefilde der Seligen erwerben durch Verehrung der Götter und Heilighaltung der staatlichen Ge-setze. Die Freuden des Jenseits gleichen denen des Diesseits; denn die Seele ist kein Geist, sondern ein therischer Leib.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer