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1. Geschichte des Altertums - S. 405

1895 - Freiburg im Breisgau : Herder
Sociale Zustnde. 405 Männer" aus den Municipien Italiens und den Provinzen in den Ritter- und Senatorenstand. Aber die wenigen alten Senatoren samilien behielten ihren Ahnenstolz und thaten sich auf ihren breiten Purpurstreif an der Tunica und andere Auszeichnungen vor den auch den Provinzen angehangen Rittern viel zu gut. Unter dem dritten Stand in Rom berwog zwar bei weitem das aus aller Welt hier zusammenstrmende Proletariat, dessen Ungengsamkeit und Maulfertigkeit mitunter vom Csar zurckgewiesen werden mute; doch ver-schafften Gewerbe, Gro- und Kleinhandel und niedere Beschftigungen oder auch gelehrte Berufsarten einer groen Menge Wohlstand. Viele fanden in dem Soldatenstande Ehre und Verdienst. Bei der ziemlich allgemeinen Abneigung der Rmer gegen den kleinen Erwerb wuchs aber mehr und mehr die zum dritten Stand gehrige Clientel, die mit dem alten Pietts-Verhltnis nur den Namen gemein hat, der arme, von den abfallenden Brocken der Reichen lebende Tro, ein erbrmlicher Haufe, aber immer noch besser als der gemeine Circus- und Theater-Pbel. Mitunter mag eine bessere Regung sich geltend gemacht haben. Man trumte zuweilen sogar noch von der alten Republik und hoffte einmal von dem Stiefsohn des Augustus, Drusus Nero, Wiederherstellung der Freiheit". Ein dunkles Gefhl der Schmach drngte sich also selbst der entarteten Masse auf. Das Capitol, die vielen Denkmler, die Erinnerungen an die Grothaten alter Zeiten muten bis-weilen den Gedanken erwecken, da ein miges, auf Gemeinkosten gefttertes Volk, dessen Hauptgeschft in dem Zuschauen bei Spielen und Ergtzungen aller Art, in Wetten und Geznke, im Kritisieren und Rsonnieren, in Klatsch und Neuigkeitskrmerei bestand, doch eine klgliche Rolle spiele auf Roms goldglitzernder, von Blut und Kot triefender Schaubhne. Wieviel Blut-schuld die verrohte Masse durch ihren rasenden Hang fr das Eisen" der Fechter auf sich lud, durch welchen sich die Rmer hchst unvorteilhaft von den Griechen unterscheiden: die Hauptschuld tragen die Klassen, welche durch ihre Spenden den Anblick an Mord und Zerfleischung ermglichten und den wollstigen Blutdurst stillten. So gnzlich abgestumpft war das Ge-fhl der Menschlichkeit, da man kriegsgesangene Germanen, die sich dem Gladiatorentod durch Selbstmord entzogen, fr ruchloser als Spartacus hielt. Selbst der milde Cicero glaubt diese Schauspiele gegen den Vorwurf der Un-Menschlichkeit damit verteidigen zu knnen, da es frs Auge keine strkere Ab-Hrtung gegen Schmerz und Tod gebe. Die alten Rmer hatten einer solchen Schule nicht bedurft; sie waren vom Leben geschieden, ohne vorher der die Leichtigkeit des Sterbens und die Nichtigkeit des Lebens philosophische Betrach-tungen anzustellen. Das Gefhl der Nichtigkeit lastete am drckendsten auf den vornehmen Rmern. Was waren sie denn wohl? Die Vter hatten einst die Welt
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