1918 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 321
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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5. Die günstige Lage der Provinz Meere — Landbrücke zu den
nordischen Reichen!) und die Viclheit ihrer Erzeugnisse ließ einen leb-
haften Handel entstehen. Welche Gegenstände mögen wohl von Schles-
wig-Holstein aus versandt werden? (Getreide, Pferde, Rinder, Butter,
Käse, Fett, Felle, Wolle und Fische, z. B. Flundern, Heringe und
Sprotten.*) Begründe dies! — Und wo mag der Handel besonders
seinen Sitz haben? (Sicherlich in den Städten, die an der Küste des
Meeres oder an der Unterelbe liegen.) Nenne solche! (Flensburg,
Schleswig, Kiel, Altona!) Warum sind wohl die zuerst genannten
Städte ganz besonders zu Hafenstädten geeignet? (Sie liegen an tief-
eingeschnittenen Buchten, welche den Seeschiffen Schutz vor Sturm und
Wellen bieten und gestatten, daß die Schiffe bis weit hinein ins Land
gelangen können.2)
a) Besonders ausgezeichnet ist in dieser Hinsicht Kiel.^) Es liegt
an einer der schönsten Buchten der Ostsee und besitzt einen Hasen, der so
viel Tiefe besitzt, daß die größten Schiffe ihn benutzen können, und so
geräumig ist, daß Hunderte von Fahrzeugen gleichzeitig in ihm sich auf-
zuhalten vermögen. 4) An der Ostseite der Bucht erheben sich die zum
Kriegshafen gehörigen Anlagen. Hier liegen die kaiserlichen Werften
(Werft — Schiffsbauplatz), in denen jahraus, jahrein 7—8000 Menschen
tätig sind, um neue Kriegsschiffe zu bauen oder alte auszubessern und
neu auszurüsten. Hier liegt auch die Kruppsche Germaniawerst, die 4000
Arbeiter beschäftigt. „Einmal im Jahre trägt der Kieler Hafen und mit
ihm die Stadt Kiel ein besonders festliches Gepräge. Das ist, wenn
der deutsche Kaiser zur sogenannten „Kieler Woche" kommt. Am Tage
seiner Ankunft legen die Schiffe, die schon wochenlang vorher Toilette
gemacht haben, um in tadellosem grauen Anstriche blitzsauber von der
Wasserlinie bis zum Topp zu erscheinen, festlichen Schmuck an. Vom
Bug über die Masten bis zum Heck zieht sich eine Kette bunter Signal-
flaggen. Wenn dann die kaiserliche Jacht in den Hafen einfährt, dann
dröhnen die Salutschüsse, die Schiffskapellen spielen, die Mannschaft
steht in Paradeausstellung, während ihr oberster Kriegsherr stolz und
freudig bewegt durch die stattliche Doppelreihe der schwimmenden Wehren
1) Die Sprotte ist eine Heringsart. Der Fing beginnt im November und
wird während des ganzen Winters fortgesetzt. Die Sprotte wird gesalzen oder
geräuchert gegessen.
2) Sechs solcher Meeresarme reihen sich von Norden nach Süden in kurzen
Entfernungen aneinander, die Förden von Hadersleben, Apenrade, Flensburg,
Schleswig. Eckernförde und Kiel. Die Kieler Förde ist die wichtigste.
3, Kiel vom mittelniederdeutschen keel = Meeresbucht.
4j Die Sänge des Hafens beträgt 9 km, seine Breite bis zu 3 km. Er ist
fast gleichmäßig tief, nämlich in den breiten Teilen 12—15 m, an der inneren
Spitze 8—10 m. Der größte Teil ist als Reichskriegshafen bestimmt, der kleinere
als Handelshafen. Im Reichskriegshafen können 200— 250 der größten Kriegs-
schiffe vor Anker geheim