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1. Das Deutsche Reich - S. 123

1918 - Leipzig : Wunderlich
— 123 — Wolle, ihren Pelz und ihre Haare hergeben müssen, vom heimischen Schafe bis zum fernen Kamele, vom heimischen Kaninchen bis zum rus- fischen Zobel, vom heimischen Zicklein bis zum amerikanischen Büffel. Wer noch nie eine Messe sah, kann sich keine Vorstellung von der Menge der Waren machen. 1. Die erste Woche ist dem Großhandel gewidmet und heißt Vor- oder Mustermesse. Da füllen sich die Straßen, Höfe und Durch- gänge der Häuser mit Menschen; jeder Winkel wird mit Waren besetzt; überall hängen Plakate. Mancher Leipziger Kaufmann räumt dann sein „Gewölbe" einem fremden Verkäufer ein; manche Familie zieht sich auf Küche und Kammer zurück, um die Zimmer an Leute zu vermieten, welche ihre Muster aus- stellen wollen. Da findet sich dann wohl im Torwege eine Ausstellung von Glaswaren, im Erdgeschoß ein Musterlager von Spielsachen, im ersten Stockwerk eine Ausstellung von Lederwaren, im Hofe ein Ofenlager, im Holzschuppen eine Zusammenstellung von Korbwaren. Da die Gasthöfe den Menschenstrom nicht fassen können, so hat jeder Leipziger das Recht, Meßfremde zu beherbergen. Kommen doch durchschnitt- lich 25000 Fremde auf Tage und Wochen nach Leipzig. Aber noch größer ist die Zahl derjenigen, welche nur einen Tag bleiben und mit den Abendzügen zur Heimat zurückreisen. Da ist ein Gewühl und ein Gewimmel, ein Laufen und Fahren, ein Wandel und Handel an allen Ecken und Enden. Oft hat man Mühe, durch das Getümmel von Käufern, Gaffern und Packträgern, Droschken und Karren hindurch zukommen. — Von den Ausstellern stammt nur ein kleiner Teil aus Sachsen. geschäft noch größer, als die der Themsestadt: Leipzig bildet den eigentlichen Sammelpunkt des Pelzhandels der Welt. Die Warenhäuser Leipzigs erhalten rohe und halb zugerichtete Pelze aus Sibirien, dem europäischen Rußland, Amerika, Australien und China. Man schätzt nach der „Russia" den Umsatz Leipzigs in Pelzwaren auf 60—70 Mill. Mark jährlich. Der Hauptartikel ist roher Astrachan aus der Bochara, der über Nishni-Nowgorod kommt. Hiervon werden etwa eine Million Häute eingeführt, von denen jede 4—61/2 Rubel wert ist. Rechnet man die Kosten des Gerbens und Zurichtens sowie den kaufmännischen Handelsgewinn hinzu, so gelangt man zu einer Gesamtsumme von 12—15 Mill. Mark. Den zweiten Rang nimmt der Zobelpelz ein, von denen jährlich gegen 50 000 Stück tnt Preise von 100— 200 Rubel und darüber eingeführt werden. An dritter Stelle ist der Fuchspelz zu nennen Von ihm gehen jährlich etwa 30 000 Stück ein, um gegerbt und gefärbt zu werden. Lammhäute sind mit 1 Million jährlich ver- treten. Früher verarbeitete Leipzig über 4 Millionen russische Eichhörnchenfelle, die meist in England gekauft wurden. Als aber die Mode der langen Pelz- besätze auf den Damenkleidern verschwand, ging der Bezug auf 2 Millionen Stück zurück. Die Schweife werden als Imitationen von Marder- und Zobelschweifen verarbeitet, meist zu Boas. Weißfuchsfelle kommen jährlich für 2 Mill. Mark nach Leipzig.
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