1912 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 22
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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heute zeigt. Der Riese Bode setzte ihr in blinder Hitze nach, aber er
erreichte den Felsenrand nicht. Er stürzte hinab in die furchtbare Tiefe
und ertrank im Strudel des Flusses. An ihn erinnert uns noch heute
der Name des Gewässers. (Bode.) — Wiedergabe.
2. Viele Leute reisen aber auch in den Harz, um einen Berg zu
besuchen, der in den Märchen erwähnt wird, den Brocken. (Zeigen.)
Dieser Berg ist ungefähr so hoch, wie der höchste Berg unseres Vater-
landes. (Fichtelberg 1200 m.) Wer ihn besteigen will, braucht nur
dem Laufe der Bode zu folgen. Die Karte lehrt, warum! (Die Bode
entspringt am Abhänge des Brockens.) Gar viele Menschen steigen jähr-
lich empor zur Höhe des Brockens. ^) Durch rauschenden Tannenwald
führt der Weg. Diesen Tannen ist aber das Wachsen nicht so leicht
gemacht worden. Sie haben es sich in der Jugend sauer werden lassen.
Der Abhang des Brockens ist nämlich mit vielen großen Granitblöcken
übersäet (Ahnlich wie der Abhang der Sch. in unserer Heimat!), und
die Bäume mußten mit ihren Wurzeln diese Steine umranken oder
sprengen und mühsam den Boden suchen, woraus sie Nahrung schöpfen
konnten. Hier und da liegen die Steine, gleichsam ein Tor bildend
(Zeichnen!), übereinander, und oben darauf stehen die Bäume, die nackten
Wurzeln über jene Steinpforte hinziehend und erst am Fuße derselben
Boden erfassend. (Zeichnen.) Und doch haben sich diese Bäume zu
einer gewaltigen Höhe emporgeschwungen und, mit den umklammerten
Steinen wie zusammengewachsen, stehen sie fester, als ihre Kameraden bei
uns. Die gewaltigen Steinblöcke, denen wir überall begegnen, sind von
hellgrünem Moose bewachsen. Unter ihnen rieselt hier und da silberhelles
Wasser hervor, tränkt die Baumwurzeln, die Heidekrautpflanzen, die Berg-
blumen und zierlichen Farnkräuter und eilt dann murmelnd und plät-
schernd zu Tal. Je höher man den Berg hinaufsteigt, desto kürzer,
zwerghafter werden die Tannen, sie scheinen immer mehr und mehr
zusammenzuschrumpfen. (Nach Heine.) Zuletzt wandert man nur noch
hin zwischen niedrigem Gesträuch, durch Heidelbeer- und Preißelbeerkraut.
Endlich ist der kahle, flachgewölbte, mit Felstrümmern bedeckte
Gipfel erreicht, über den fast immer ein-kalter Wind hinwegfegt. Oft
ist es sogar im Sommer auf dem Gipfel des Brockens so kalt, daß
dem Wanderer, der sich während des Steigens den Schweiß von der
Stirne trocknen mußte, die Zähne klappern vor Frost. Auf dem
Gipfel des Brockens befinden sich ein Gasthaus und vor ihm ein
steinerner Aussichtsturm. Von der Höhe dieses Turmes aus schweift der
Blick hin über das gesamte Gebirge und über 89 Städte und 700 Dörfer.
Selbst die Türme von Magdeburg und die Städte Leipzig, Ersnrt und
Kassel sind bei günstigem Wetter zu sehen. Oft freilich hüllt sich der
y Seit Eröffnung der Brockenbahn (1899, ist der Menschenzustrom außer-
ordentlich gewachsen.