1912 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 22
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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dröhnenden Hufschlage mutiger Rosse. Dazwischen vernahm man
Kommandorufe, das Klirren von Waffen und das Gekläff zahl-
reicher Hunde. Inmitten einer großen Schar von Kopf bis zu
den Füßen in Eisen gekleideter Ritter und waffenfähiger Mann-
schaften saß Kaiser Friedrich Barbarossa in hellglänzender Waffen-
rüstung hoch zu Roß. Sein blitzendes Auge überflog noch einmal
die Menge all der Ritter, Knappen und Reisigen, die sich um
ihn versammelt hatten. Kaiser Friedrich hatte die deutschen Herzöge,
Grafen und Herren zum Heereszug nach dem heiligen Lande
entboten. Der Hohenstaufen war der Sammelplatz der schwäbischen
Ritter. Knarrend öffnete sich das große Burgtor; rasselnd ging
die Zugbrücke nieder. Unter Jauchzen und Frohlocken bewegte
sich der lange Zug durch das große Tor den Burgweg hinab.
An der Spitze ritt des deutschen Reiches ruhmreicher Held, Kaiser
Rotbart, begleitet von den Herren aus den edelsten Geschlechtern
Schwabens, darunter Bischöfe und Äbte in geistlichem Ornate.
Auf dem Söller stand die Kaiserin, umgeben von ihren Frauen;
blitzendes Geschmeide schmückte ihr Haar und ihren Hals, und
alle waren in prächtige, lang herabwallende, aus arabischen
Seidenstoffen gefertigte Gewänder gekleidet. Gar lustig flatterten
im Winde die Tücher, mit denen Frauen und Jungfrauen die
letzten Abschiedsgrüße den Scheidenden zusandten, während die
Ritter noch einmal die in der Sonne glitzernden Schwerter zum
Gruße emporhoben."
b) Und wie ist es gekommen, daß von dieser stolzen Burg
nichts mehr übrig ist? Während des Bauernkrieges im Jahre
1525 wurde die Hohenstaufenburg zerstört. Wie ein Heerwurm
wälzten sich an einem Frühlingstage die aufrührerischen Ellwanger
und Schenk-Limburger Bauernhorden das fruchtbare Remstal
herunter und lagerten am Fuße des Hohenstaufen. Bald stiegen
Rauchsäulen aus dem Dorfe Hohenstaufen empor. Durch die
Stille der Nacht vernahm man das Jammern der Bewohner, das
Brüllen der Tiere, die elend in ihren Ställen erstickten, dazwischen
das Schreien und Toben der Banden, die nur in Sengen und
Brennen ihre Befriedigung fanden. Mit Entsetzen sah man in der
Burg den Untergang des Dorfes. Wie klein auch die Besatzung
war, sie beschloß, sich bis auf den letzten Mann gegen die wilden
Bauernhorden zu verteidigen und wehrte sich auch eine Zeitlang
wacker mit Schüssen, Steinen und siedendem Wasser. Leider sollte
die Burg noch in der Nacht durch Verrat in die Hände der Feinde
kommen. Der Wächter warf die Schlüssel zum Tore von der
Zinne hinab den Bauern zu. Plötzlich erscholl ein heftiges Geschrei.
Verrat! Verrat! tönte es von den Mauern herab. Wie tapfer
auch die kleine Besatzung kämpfte, aller Widerstand war nun ver-