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1. Das Deutsche Reich - S. 29

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 29 — unterworfen hatten, konnten die Ordensritter ihre segensvolle Tätigkeit voll und ganz entfalten. Es wurden Städte angelegt, z. B. Thorn und Graudenz (Zeigen!), fleißige deutsche Handwerker in diese Städte heran- gezogen, deutsche Bauern gewonnen, welche die unterworfenen Bewohner des Landes lehrten, wie man auf dem urbar gemachten Boden Getreide und nützliche Pflanzen bauen könne; selbst der Weinstock ward hierher in dieses rauhe Land verpflanzt und gedieh so prächtig, daß der Wein der Ordensritter damals weit und breit berühmt war. Der Hauptfluß des Landes, die Weichsel, ward eingedämmt und das an einem Arme des Flusses, an der Nogat, erbaute Schloß Marienburg so wunderbar verschönert, daß es heute noch zu den herrlichsten Bauwerken der alt- deutschen Baukunst gezählt wird. Besonders berühmt ist noch heute die große Halle des Schlosses, in der sich alltäglich der Hochmeister und seine höchsten Beamten, sowie die Ordensritter versammelten, um mit- einander zu verkehren, um gemeinschaftlich zu essen und zu trinken oder sich am Damenspiel und Schachbrett zu ergötzen. Diese Halle hieß der Konventremter und gehört zu dem Herrlichsten und Großartigsten, was von der altdeutschen Baukunst übrig geblieben ist. Es gibt kaum eine zweite Halle, bei welcher die Säulen und Pfeiler so zierlich und leicht in die Höhe steigen und sich zu Bogen wölben. *) Lange Jahre hindurch war der Orden der Deutschherren mächtig und gefürchtet. Später aber, als die Ritter übermütig und stolz, dabei verschwenderisch und lasterhaft wurden, sank die Macht des Ordens, und er mußte sich zuletzt sogar dem Könige von Polen unterwerfen, nachdem in der blutigen Schlacht bei Tannenberg szeige!) gegen die Polen über 40000 Mann von dem Heere der Ordensritter gefallen waren, darunter der beste Teil der Ritterschaft. Im sechzehnten Jahrhundert ward Ost- Preußen ein Herzogtum, welches später — wie uns aus der Geschichte bekannt ist — der Markgraf von Brandenburg erbte, und das endlich am 18. Januar 1701 zum Königreich erhoben wurde. 2. Auch die Hohenzollern haben viel für Preußen getan. Sie haben Sümpfe austrocknen und in fruchtbares Land verwandeln, haben neue Ortschaften anlegen oder bereits vorhandene durch Mauern befestigen lassen. Zusammenfassung: Ost- und Westpreußen. Westpreußen, die Weichselprovinz, und Ostpreußen, die Pregelprovinz des Preußischen Staates, waren noch zur Zeit Kaiser Rotbarts ein unwirtsames Land, bewohnt von dem wilden, heidnischen Volke der Preußen. Aber durch die Tätig- i) Für den Lehrer: „Das Heidelberger Schloß ist das rechte Gegenstück von dem Marienburger: das Heidelberger eine schöne Ruine aus der Renaissance- zeit mit den Erinnerungen an die alten lebenslustigen Kurfürsten, mit dem Blicke auf das schöne Neckartal und in die milde, erquickliche Landschaft, die Marienburg in einer reizlosen, wenn auch fruchtbaren Gegend, ohne südliche Sonne, auf ihrem Antlitz den strengen Ernst des Ordens, dessen Hauptort sie einst war." (Prof. Sach.)
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