1912 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 20
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Hauses gelegenen kleinen Zimmer. Der Gesang der Vögel erbaute ihn
in seiner Einsamkeit. Sie singen, so schreibt er einmal, so lieblich
umher auf ihreu Zweigen und loben Gott ans allen Kräften bei Tag
und Nacht." Fast 400 Jahre sind seitdem vergangen. Die „Luther-
st übe" wird aber noch heute viel besucht. In ihr befindet sich noch
der Tisch, an dem Luther als Knabe im elterlichen Hanse gesessen hat.
Über dem Tische hängen ein Porträt Luthers und die Bilder seiner
Eltern, daneben sind die Büchse, die Luther als Chorschüler getragen hat,
und die Grubenlampe seines Vaters befestigt. Auch die Bettstelle ist
noch zu sehen, die Luther einst benutzte. (Bild der Lutherstube vor-
zeigen!) Außer dem Lntherstübchen bietet die Wartburg noch manche
andere Sehenswürdigkeit. Schön ist der Sängersaal, in dem ein
großes Wandgemälde uns in die Zeit zurückversetzt, in welcher die
Wartburg eine gastfreie Herberge für die Sänger war, die mit ihrer
Harfe vou Burg zu Burg zogen und ihre Lieder erklingen ließen zum
Preise deutscher Frauen. Walther von der Vogelweide, Heinrich von
Ofterdingen, Wolfram von Eschenbach und viele andere sollen vor
700 Jahren in diesem Saale in Gegenwart der Ritter und Edelfranen
nm die Wette gesungen haben. Sehenswert ist weiter die Elisabeth-
galerie, ein schmaler Gang, in dem einst die fromme Landgräfin
Elisabeth bei der Nachricht vom Tode ihres Gemahls ohnmächtig
niedersank. Sieben Wandbilder zeigen uns das Leben und Wirken
der edlen Frau. Wir sehen auf dieseu Gemälden, wie sie Hungrige
speist, Durstige tränkt, Müde beherbergt, Nackte kleidet, Gefangene
tröstet, Kranke pflegt, Tote begräbt. Des Merkwürdigen viel bietet
endlich der Rüstsaal. „Wenn wir ihn betreten, so glauben wir uns
auf einmal in den Schranken eines Turniers zu befinden: von allen
Seiten starren uns geharnischte Ritter zu Roß und zu Fuß, Lanzen,
Speere und manneslange Schwerter, Panzerhemden und Helme ent-
gegen."
4. Endlich finden wir in Thüringen auch aussichtsreiche Berge,
so den Jnselsberg und deu Kysfhäuser.
a. Zum Juselsberge (Lage!) führt in vielen Schlangenwindungen
eine bequeme Landstraße empor. Zwei Gasthäuser, das eine auf
preußischem, das andere auf gothaischem Gebiete, und ein Aussichtsturm
krönen den Gipfel. Von ihm aus schweift der Blick weit hin über das
gesegnete Thüringerland. Da glänzt die freundliche Stadt Gotha im
Sonnenschein und weiterhin Erfurt mit seinen hohen Türmen. Da
blickt von Norden her aus den grünbelaubten Bergen die alte Wartbnrg
zu dir herüber. Und hast du scharfe Augen, so kannst du in weiter,
nebeliger Ferne den höchsten Berg des Harzes schauen, den sagen-
umsponnenen Brocken.
b. Der Kysfhäuser steigt steil aus der breiten Talebene der
„Goldenen Aue" empor. In seinem Schöße schlief der Sage nach