1895 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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tiefsten Trauer. Aber nicht allein die Bekannten und Verwandten sollen
um den Verstorbenen trauern, auch sein Vieh soll teilnehmen an der all-
gemeinen Traurigkeit. Kaum hatte der Verstorbene seine Augen für immer
geschlossen, so ging der älteste Sohn in das Bienenhaus, klopfte an jeden
Bienenstock und sprach: Bienchen, Bienchen stehet ans! Euer Wirt ist
gestorben! Und als der Sarg aus dem Hause in den Kahn getragen
wurde, ging der Sohn in den Stall, störte das Vieh auf, streute ihm
Futter und wehklagte: Stehet aus, Stehet auf! Soeben tragen sie euren
Wirt hinaus und nie kehrt er wieder!
Wir beendigen unsere Fahrt, denn der Abend naht. Nebelschleier
breiten sich über Wiese, Wald und Wasser. Aus dem Schilf am Ufer
der Wasserstraßen tönt das Quaken der Frösche. Wir haben genug ge-
sehen und bitten unseren Fährmann, uns zu einem Gasthause zu fahren,
wo wir ausruhen können von unserer Reise.
Wiedergabe durch die Kinder.
Zur sachlichen Besprechung.
a. Wir haben bei den Bewohnern des Spreewaldes eine
Reihe Sitten und Gebräuche beobachtet, die sich bei uns nicht
finden. Wie ist dies zu erklären? (Die Bewohner des Spreewaldes
gehören dem deutschen Volksstamme nicht an, es sind Wenden. Sie
sprechen noch heute die Sprache, die ihre Väter vor tausend Jahren
redeten, singen noch immer die schwermütigen, eintönigen Volkslieder aus
alter Zeit und halten an den Sitten und Gebräuchen fest, die einst im
Wendenlande zu finden waren. — Kleidung, Gebräuche bei Hochzeiten
und Begräbnissen, Trauerfarbe u. f. w.)
b. Wie mag es in den Bauernhäusern aussehen, die auf den
Inseln im Spreewalde stehen? Die meisten Häuser sind einstöckig
und haben nur drei Räume, nämlich eine Stube, einen Schlafraum und
die „Hölle". Der zuletzt genannte Raum dient als Küche und zum
Aufenthalt für die Großeltern. Das Haus besitzt mir einen Ofen, der
Stube und Küche zugleich wärmt. Neben dem Hause sind die Stallungen,
in denen sich selten Pferde (Warum?) meist aber sehr viele Enten, Gänse
(Warum?) und Schweine vorfinden.
c. Wie verwenden die Spreewäldler das, was sie in Wiese
und Garten erbauen? Auf Kähnen bringen die Bewohner Heu und
Gemüse in die nächsten Städte, insbesondere nach Lübbenau. Hier er-
scheinen Händler aus allen Gegenden, z. B. viele aus Berlin, um Ein-
käufe zu machen. Oft halten in Lübbenau gleichzeitig 299—399 Kähne,
die mit Meerrettig beladen sind.
6. Wie verkehren die Bewohner des Spreewaldes imwinter
miteinander? Bei Beginn des Winters sind die Spreewäldler schlecht
daran. Das Eis, welches die Wasserstraßen bedeckt, ist noch zu schwach,
um Menschen oder Schlitten tragen zu können, aber doch stark genug,
um dem Kahne den Weg zu versperren. Sobald aber das Eis so stark