1895 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
—. 21 —
Eisschollen bricht, so entsteht ein furchtbares Unglück. So geschah es im
März des Jahres 1855, als in der Nähe der Dörfer Groß- und Klein-
Montan der schützende Damm den Wogen nicht mehr zu widerstehen der-
mochte. „Die hereinbrechenden Fluten und Eisschollen rissen in kurzer
Zeit die Häuser fort und schwemmten sie dem Meere zu. Die Menschen
retteten sich zum Teil auf die Dächer und Schollen, mit denen sie fort-
getrieben wurden. Das Vieh ertrank fast ohne Ausnahme. Viele Menschen
verloren entweder sosort in den Fluten ihr Leben oder erstarrten vor
Frost ans den schwimmenden Schollen, mit denen sie dem Haff zugetrieben
wurden. Jene genannten Dörfer waren bis aus wenige Ausnahmen von ~L
der Erde vertilgt und, was mehr sagen will, ihr fruchtbarer Boden ist
noch heute eine Wüste. Viele Meter hoch bedeckt heute der Triebsand
jene gesegneten Fluren."
b. Warum hat man Danzig und Königsberg zu Festungen
gemacht? Danzig soll es verhindern, daß feindliche Schiffe sich der
Weichselmündung nähern, in der Weichsel stromaufwärts gehen und so
die übrigen an der Weichsel liegenden Städte sowie das zu beiden Seiten
des Stromes sich ausbreitende Land bedrohen. — Königsberg soll beson-
ders den Russen den Einmarsch erschweren. Wie ist dies zu denken?
Iv. Wem ist es zu danken, daß Prenszen heute keine
unwirksame, unfruchtbare Landschaft mehr ist?
Der Dank dafür gebührt zunächst
1. Dem deutschen Ritterorden.*) Der deutsche Ritterorden
war ein Ritterbund, der zur Zeit der Kreuzzüge von einem Sohne
Rotbarts gestiftet worden war und die Eroberung des heiligen Landes
und die Pflege verwundeter Kreuzfahrer zum Zwecke hatte. Im An-
fange des dreizehnten Jahrhunderts kam eine Anzahl Ordensritter von
Jerusalem nach Deutschland. Sie sagten, es sei auch ein verdienstvolles
Werk, die Heiden im Norden Deutschlands zu bekehren und dem deutschen
Reiche zu unterwersen, es sei dies so ehrenvoll, wie der Kampf im fernen
Morgenlande mit den Türken, Sarazenen und Arabern. Freilich hatten
sich die Ritter ein gar schweres Werk vorgenommen. Inwiefern? (Es
galt ja die Wälder und Heiden Preußens in fruchtbares Ackerland um-
zuschaffen, die heidnischen Bewohner zu bekehren und sie daran zu ge-
wohnen, die friedlichen Beschäftigungen des Ackerbaus und Handels zu
betreiben.) Doch die Ordensritter gingen mit Eifer an ihr Werk. Ich
kann euch nicht alle Heldenthaten erzählen, die die Ritter unter ihren
Hochmeistern oder Ordenskomthuren, so nannte man ihre Vorsteher, ver-
richtet haben. Nur das sei bemerkt, daß der blutige Streit, den die
Ordensritter mit den alten Preußen führen mußten, fünfzig lange Jahre
währte, also viel länger dauerte als der Kampf, den Karl der Große
mit den heidnischen Sachsen führen mußte. Die alten Preußen, welche
*) Benutzt Dr. Vogel, Deutsche Geschichten.