1895 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 38 —
genau zu bestimmen, und das in Betracht kommende bekannte Material
nach neuen Gesichtspunkten zu ordnen. Die Kinder werfen im Anschluß
an das Ziel die Fragen auf, nach denen der Unterricht fortzuschreiten hat
und stellen dann selbst, vom Lehrer nur im Notfalle unterstützt, das die
Antwort bildende Material zusammen.
1. Wo liegt die Provinz?
Die Karte lehrt, daß die Rheinprovinz die westlichste unter den
preußischen Provinzen ist. Sie breitet sich aus an den Ufern des Rheins
und der Mosel und grenzt an Westfalen, Hessen, Rheinbayern, Lothringen,
Luxemburg, Belgien und die Niederlande. Der Bodenbeschasfenheit nach
gehört der nördliche Teil der Provinz zur niederrheinischen Tiesebene, der
südliche hingegen liegt im niederrheinischen Schiefergebirge und zwar im
Gebiete des Hundsrück, der Eifel, des Venu, des Westerwaldes und des
Sauerlauds. (Die Gebirge werden natürlich von den Kindern gezeigt
und der Lage und Richtung nach genau bestimmt.)
2. Warum bezeichnet man die Rheinprovinz als die
schönste Provinz Preußens?
Sie ist reich an landschaftlichen Schönheiten.
a. Schön ist der Strom, der die Provinz durchfließt. Das
Wasser des Rheines hat eine klare, grünliche Färbung. Es ist belebt
von mächtigen Dampfschiffen, die ihren schwarzen Rauch hoch in die Luft
wirbeln, von hohen und breiten Lastschiffen mit schlanken Masten und
schwellenden Segeln, von Flößen, auf denen kräftige Schwarzwälder
mit sonnenverbrannten Gesichtern stehen, von kleinen Kähnen, in denen
Leute von einem Ufer zum andern gebracht werden, oder fröhliche Gesellen
eine Spazierfahrt unternehmen.
b. Schön sind die Berge und Felswände, die den Strom
umsäumen. Diese Felsenwände treten oft so nahe an den Strom heran,
daß nur eine schmale Thalebene übrig bleibt. Die Abhänge dieser Ge-
birge sind bewachsen mit köstlichen Reben, die sich an starken Pfählen, an
Spalieren und auch an den schmucken Winzerhäuschen emporranken, die
hier und da in den Weinbergen sich erheben. Aus den Höhen der
Berge bemerken wir Burgen und Schlösser. Manche dieser Schlösser sind
wohlerhalten und blicken mit ihren blinkenden Fenstern und hohen Türmen
stolz hiuab ins grüne Thal. Andere sind Ruinen mit bröckelnden Mauern
und epheuumrankten zerfallenen Warttürmen. Gar viele Reisende steigen
hinaus zu den alten Gemäuern, schauen von ihnen aus hinab auf das
blühende, flußdurchströmte Land und gedenken der Zeiten, da diese Ruinen
noch feste Burgen waren, von denen Ritter mit klirrendem Harnisch und
schweren Waffen hinabsprengten ins Thal. Wo einst Eisenpanzer klirrten,
flüstert jetzt das Rebblatt, und wo einst Edelsrnuleins ausschauten nach
den heimkehrenden Rittern, blickt jetzt die Traube aus zerfallenen Bogenfenstern.