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1. Teil 3 - S. 42

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 42 — Westfälische Sitte. Zieht ihr den Rhein hinab weit in das Land hinein, wo keine Berge mehr sich heben, sich streckt der Boden flach und eben, da bietet rechts vom grünen Fluß mein Heimatsland euch treu den Gruß. Einsam auf stillgehegtem Gut wohnt dort der Bauersmann, — das thut, weil einzig er den Boden pflegt, der Korn und Holzung wohl ihm trägt und Roß und Rinder reichlich nährt, doch nicht ihm Wein und Frucht gewährt, wie sie an Rheines Hügeln reifen. Man sieht ihn nicht das Land durchstreifen, zu markten regsam frisch im Handel; eintönig ist der Heimat Wandel. Doch ob es formenlos sich spannt, es hegt in lieber Tren das Land, wer dort entsproß, die gelben Auen, von Ähren wogend, sind zu schauen gleichwie ein weites goldnes Meer. Es dehnen Wiesen sich daher, rings eingezäunt zur fichrern Weide, gleichwie grün Smaragd- geschmeide. Die Eichenwälder heben prächtig die breiten Kronen; stolz und mächtig durchbrauset sie des Sturms Choral. Ein Maierhof in jener Au' — die Höfe gleich eu sich genau, einer dem andern — ist die Stelle, wo ich mich an des Lebens Schwelle zuerst gefühlt. Das alte Haus sieht in die Winde weit hinaus. Aus Holzwerk ist es aufgebaut, stolz, stattlich groß und zahllos schaut an breiten Wänden Fach an Fach; in roten Ziegeln steht das Dach. Des Giebels Mitte zeigt ein Thor, — hoch ragt es in den Bau empor; alsschuppen und alstenne streckt estief inshaus sich. Drüber steckt so Heu als Korn. Zu jeder Seite da liegen längs der ganzen Weite die Ställe mit dem reichen Vieh. Im hintern Haus da wohnen sie; ringsum die Kammern, Küch und Stuben vereinen Eltern, Töchter, Buben und Magd und Knecht; denn Mensch und Tier, sie schützt dieselbe Woh- nnng hier. Und um das Haus da dehnen sich Baum Hof und Gärten säuberlich; das Rindvieh weidet weiter fort mit Gans und Huhn im Kampfe dort. Dort brausts von jung und alten Rossen, die das Gehege hält umschlossen. Und weiter sieht man Wies' und Felder, darüber Heiden auch und Wälder; und endlich ferne blaue Hügel, die Grenzen für der Sehnsucht Flügel." Im Anschluß an das Gedicht wird nun in gemeinsamer Arbeit folgendes Bild entworfen: Östlich vom Rheine, wo auf weiten fruchtbaren Ebenen sich wogende Ährenfelder, grüne Wiesen und herrliche Eichenwälder ausbreiten, erheben sich die stattlichen westfälischen Bauernhöfe. Diese Höfe gleichen sich fast vollständig. Das Haupthaus eines jeden ist ein einzelnes großes Gebäude mit einem mächtigen Dache. In der Giebelseite bemerkt man ein großes Thor. (Zeichnen!) Es ist so breit und hoch, daß ein beladener Ernte- wagen bequem hindurch fahren kann. Geht man durch dieses Thor in das Innere des Hauses, so gelangt man in einen großen leeren Raum. Dieser Raum führt den Namen Diele oder Deele, d. h. Flur. Der Fußboden besteht, ähnlich wie die Tenne unserer Scheunen, aus fest- geschlagener Erde. Von der Decke des Raumes hängen Stroh- und Heu- Halme herab, denn droben ist Korn und Heu ausgespeichert. Auf beiden Seiten der Diele (Zeichnen eines Grundrisses!) liegen Ställe für Kühe
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