1895 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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mir, Herr Kaiser, daß ich Euch ein besseres Mittel vorschlage, den Schimpf
zu tilgen, ihn ungeschehen zu machen."
„Nun, sag an!" rief, noch immer zornig, der Kaiser.
„Tas Allereinfachste von der Welt", sprach lächelnd der Übelthäter,
zieht Euer Schwert und schlagt mich zum Ritter. Tann bin ich so edel
wie irgend einer in dieser Versammlung und werfe meinen Handschuh
jedem hin, der es wagt, unehrerbietig von meiner Königin zu sprechen."
Während er diese Worte sprach, schoß wieder ein Blitz so wild-
freudigen Kampsesmntes aus seinen Augen, daß keiner, am wenigsten der
Kaiser und die Kaiserin, an der Aufrichtigkeit seiner Rede zweifelte.
Cb der Kaiser diesen Vorschlag erwartet hatte? Wohl kann?, denn
er schien sichtlich überrascht von der Kühnheit desselben. Aber nur einen
Augenblick schwankte er, denn er sah schnell ein, daß der Vorschlag unter
den gegebenen Umständen der weiseste war, daß aller Schimpf nur durch
die Verwirklichung dieser Worte getilgt werden konnte.
„Tu bist eil? Schelm", sagte der Kaiser lächelnd, „aber dein Rat
ist gut und da du durch die Verwegenheit deines Vergehens gezeigt hast,
daß du die vornehmste Rittertugend, Mnt, besitzest, wohlan — und dabei
gab er ihm den Ritterschlag — so erhebe ich dich hiermit in den Stand der
Edlen: der du deines Frevels wegen als Bittender vor mir auf den
Knien liegst, stehe ans als Ritter! Und weil du als Schelm gehandelt
hast, so sollst du vou nun an Schelm von Bergen heißen!"
Ta brauste durch den großen Saal ein dreifaches freudiges Hoch
dem Kaiser und dem neuen Ritter zu Ehren, der sich so schnell erhoben
hatte, um nochmals vor der Kaiserin sich bittend auf ein Knie niederzu-
zulassen, und lauter Jubel erscholl, als beide wieder und immer wieder
leichten, zierlichen Schwunges die langen Reihen des Saales tanzend
hinauf- und hinabflogen.
Das ist die Sage vom Ritter, vom Schelm,
Erhoben zum Schelm von Bergen —
Lang blühte am Rhein das edle Geschlecht,
Jetzt ruht es in steinerneu Särgen. Pfeil.
7. Die Entstehung der westfälischen Pforte.
Einst in uralten Zeiten quälte der Teufel die Bewohner des Weser-
tbales, ihm zu dienen, aber sie wollten nicht. Ta dämmte er die Wall-
lüde, eine Schlucht im Gebirge unweit Bergkirchen, durch welche die
Weser ihre Wasser in die Ebene nach Norden ergoß, und nun schwoll
der Strom im Thale an und stieg fast bis zur Krone des Gebirges.
Die Leute retteten sich auf die Berge, aber immer höher wurde das
Gewässer und immer größer die Not der armen Menschen. Plötzlich
kam ein Gewitter und ein gewaltiger Sturm. Ein Blitzstrahl spaltete