1897 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Er hält ein Stück Bernstein in die Flamme einer Kerze und läßt beob-
achten, daß Bernstein leicht und mit aromatischem Geruch brennt. Er
läßt ein Stück echten Bernsteins mit einem Stück künstlichen Bernsteins
(Glasfluß) vergleichen und feststellen, daß sich echter Bernstein durch seine
geringere Schwere und Härte (Fingernägel!) unterscheiden laßt. Die
Schlnßzusammeufassung kann lauten: Der Bernstein ist ein glänzendes
Harz von gelber, braunroter oder weißer Farbe. Er wird, wenn er
gerieben wird, elektrisch und zieht dann kleine Stücke Löschpapier an.
In der Flamme verbrennt er mit einem angenehmen Gernche. Er ist
weicher und leichter als Glas.
Ii. Wie gewinnt man ihn?
Der Lehrer legt dar: Der Bernstein wird aus verschiedene Art und
Weise gewonnen:
1. Er wird ani Strande ausgelesen. In der rauhen Jahres-
zeit, beim Anbruch des Winters, wühlen oft heftige Stürme die Tiefe
des Meeres auf, reisen die dort wachsenden Seepflanzen los, und schleu-
deru sie aus Ufer. Mit ihnen wird Bernstein an den Strand gespült,
der von den Zweigen der Pflanzen festgehalten wurde. Ist nun der
Sturm vorüber, so eilen Männer, Weiber und Kinder an den Strand,
um das Gold des Meeres zu sammeln.
2. Er wird gefischt. Nicht aller Bernstein, der sich durch den
Sturm vom Grunde oder aus dem Gewirr der Seepflanzen loslöst, wird
ans Ufer geworfen. Viele Stücke werden zwischen Steinblöcken einge-
klemmt, von einer dünnen Sandschicht bedeckt oder dergl. Diese Stücke
werden mit Netzen herausgefischt. In derber Lederkleidung waten die
Bernsteinfischer tief ins Meer hinein. Oft stehen sie bis au die Brust
im Wasser. Mit kleinen, an langen Stangen befestigten Netzen schöpfen
sie Sand oder Seepflauzeu vom Grunde des Meeres, schütten den Inhalt
des Netzes am Strande aus und lassen ihn von Weibern und Kindern
nach Bernstein durchwühlen. Ost rudern anch die Fischer in Booten
weiter ans die See hinaus, um dort ihre Netze auszuwerfen.
3. Er wird durch Taucher au die Oberfläche geholt.
Brüsterort (Zeigen!) ist der Hauptort der Bernsteintaucherei. Hier kann
man an stillen Tagen und bei wenig bewegter See gegen 40 Taucher-
boote auf dem Meere schwimmen sehen. In jedem dieser Boote sitzen
10 Mann, die sich paarweise aller zwei Stunden ablösen. Die beiden
Männer, die an der Reihe sind, schlüpfen in die Taucherkleidung, die
aus Gummi und Eisen besteht. (Bild!) Den Kopf bedeckt eine Kapuze,
an der vor dem Gesicht der Taucherhelm angebracht ist. Drei Gläser
geben dem Taucher das nötige Licht zum Untersuchen des Meeresbodens.
Ter Rücken trügt einen Metalltornister, den Lustbehälter. Durch einen
in langen Gummi schlauch steht der Taucher mit den? Boote und