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1. Das deutsche Vaterland - S. 5

1917 - Leipzig : Wunderlich
Nachdem der Schüler im 3. Schuljahre seine engere Heimat kennen gelernt hat, also das Stück Erde, das er vom heimatlichen Hügel aus mit den Augen überschaute und unter Führung seines Lehrers durch- streifte, nachdem er weiter im 4. Schuljahre ausführliche Kunde erhielt von seinem engeren Vaterland, indem er in Gedanken den Wellen des Flusses folgte, in denen sich sein Wohnort spiegelt, oder im Geiste den Bahnzug bestieg, der durch die heimatlichen Fluren saust und uns hinausträgt in die winkende Ferne, zeigen wir ihm im 5. und 6. Schul- jahre das Deutsche Reich. Zwei Schuljahre will ich für feine Behandlung in Ansatz gebracht wissen, denn es genügt für unsere Zwecke, für die einer nationalen Erdkunde, keineswegs, daß der Schüler eine sogenannte „Übersicht" über das Reich gewinnt, vielleicht in schematischer Weise die Grenzen, Gebirge, Flüsse, Staaten, Hauptstädte, Beschästiguugs- weisen usw. kennen lernt. Nein! Er soll ausführlich und in lebens- vollen Bildern Kunde erhalten von Land und Leuten, er soll im Geiste das Reich mit offenen Augen und lernbegierigem Sinn durchwandern von Nord nach Süd, vom Gestade der Weichsel bis hin zum grünen Rhein bei Straßburgs alter Schanze. Und was soll er auf dieser Wanderung gewinnen? Möglichst wenig Namen und schattenhafte All- gemeinvorstellungen, möglichst viele lebenskräftige, farbenreiche Anschau- ungen, möglichst wenig für die enge Schulstube, möglichst viel für das vielgestaltige, bewegte Leben da draußen. Er foll erfahren: 1. Deutschland ist groß. Nicht, daß wir ihm nur sagen: Es hat 540 000 qkm, ist also 36 mal so groß wie Sachsen. Dabei denkt und fühlt man doch nichts! Nein! Wir durchmessen mit ihm im Geiste das Reichsgebiet in 26 stündiger, rasender Fahrt im Schnell- zuge auf der längsten Strecke, die wir in Deutschland in einer Rich- tung zurücklegen können, auf der Strecke Eydtkuhnen-Bafel. l) Wir besteigen früh 11 Uhr an der Grenze des großen Russischen Reiches den Nordexpreßzug, der 6 Uhr Petersburg verlassen hat, und betrachten vom Wagenfenster aus die Landschaft, die wir durcheilen. Zunächst liegt das weite, ebene Preußen vor uns ausgebreitet. An blitzenden Seen, über träge dahinrinnende Flüsse trägt uns der Zug. Königsberg, die alte Krönuugsstadt, zieht an uns vorüber, dann Elbing, die aufblühende Fabrik- und Handelsstadt, dann, nach siebenstündiger eilender Fahrt, das gewerbtätige Schneidemühl. Nachdem die Sonne gesunken ist und die Dämmerung die Landschaft in ihren Schleier ge- hüllt hat, suchen wir den Speisewagen auf, setzen uns mit Reisenden aller Herren Länder zu Tisch und plaudern beim Scheine der Lampen, während der Zug in sich gleichbleibender Eile der Reichshauptstadt zu- braust. Gegen 11 Uhr, also nach fast zwölsstündiger Fahrt, ist Berlin erreicht. Hier verlassen wir den Zug, pflegen im Hotel einige Stunden J) Benutzt: Wauer, Soziale Erdkunde.
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