1917 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 23
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 65 —
Segeln, Flöße, aus starken Baumstämmen gemacht, schwimmen unter
den Brücken hinweg.
3. Endlich sah sie auch Menschen bei der Arbeit: Schiffer fuhren
mit ihren Kähnen über den Strom, Fischer warfen ihre Netze aus und
fingen zappelnde Fische, Arbeiter brachen Steine los von steilen Sandstein-
felsen, Leute gingen spazieren im grünen Walde oder schauten von Berges-
höhe herab auf das rauschende Wasser und weit hinaus ins Vaterland.
Ii. Und was wird sie auf ihrem weiteren Laufe
erblicken?
Die Karte wird es uns erzählen. Zeige und rede!1)
1. Wenn die Elbe unser Vaterland verlassen hat, kommt sie in
nnser Nachbarland Preußen. Hier fließt sie in weiter Ebene noch eine
Zeitlang in nordwestlicher Richtung. Sie fließt vorüber an der kleinen
Stadt Torgau2) und nimmt dann einen Fluß auf, der uns aus
der Vaterlandskunde wohl bekannt ist, die Schwarze Elster, mit ihrem
Nebenflusse, der Röder. Bald nach der Einmündung der Elster macht
die Elbe einen Bogen und strömt vorbei an Wittenberg. (Hier
wohnte einst der Mann, dessen Namen wir in der Katechismusstuude
genannt haben. Denkt nur an die Erklärungen, welche der Katechismus
enthält?) Hier lebte Martin Luther, der die Bibel übersetzte, so daß sie
uun jedermann, selbst ein Schulkind, zu lesen vermag, der den Katechis-
mus geschrieben und so manches schöne Kirchenlied gedichtet hat. (Gewiß?
Hier steht noch die Kirche, in welcher er so oft gepredigt hat und nun
begraben liegt. Hier ist noch das einfache Haus zu sehen, in dem er
vor mehr als 350 Jahren wohnte mit seiner Frau Katharina und mit
seinen Kindern, nnb in dem Hause zeigt man noch heute seine Wohn-
stube mit dem hölzernen Doppelsitz am Fenster und mit dem Tisch aus
Eichenholz, an dem er gearbeitet, mit Käthe und den Kindern gegessen
und auch manchen Gast bewirtet hat.)^)
*) Ein Kind steht an der Wandkarte, folgt dem Laufe des Flusses mit dem
Stabe und erzählt, was es sieht. Der Lehrer flicht in die Ausspräche des Kindes
alles andere ein. Die Entflechtungen des Lehrers stehen hier in Klammern.
2) Für den Lehrer: Torgau ist auch eine „Lutherstadt". Das wird häufig ver-
gessen. Ein alter Spruch sagt schon: „Wittenberg, die Wiege der Reformation,
Torgau die Amme". Vierzig Mal ist Luther in Torgau gewesen. Wie oft hat
er im „Predigerhaus" geweilt bei Gastpredigten oder Visitationen. Im Prediger-
Haus wurden u. a. die „Torgauer Artikel", die Grundlage des Augsburgischen
Bekenntnisses, zum Abschluß gebracht. Noch heute ist in ihm das Zimmer zu sehen,
in dem einst Luther, Melanchthon, Jonas und Bugenhagen saßen, um ihren Glauben
in Sätze zusammenzufassen, die für die gesamte evangelische Kirche maßgebend sein
sollten. In Torgau ist auch Luthers Gattin, Katharina von Bora, im Jahre 1552
gestorben.
3) Mehr über Luther ist hier nicht am Platze, da die Kinder dieser Stufe Luther
bis jetzt nur aus der Katechismusstunde i„Wer hat die Erklärungen zu den 10 Ge-
boten geschrieben?") und aus den kurzen Hinweisen auf das Reformationsfest kennen.
Tischendorf, Das Deutsche Vaterland. 23. Aufl. 5