1918 -
Leipzig
: Quelle & Meyer
- Autor: Haase, Ernst
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule, Mittelschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Unterrichtstheorie
- Inhalt: Zeit: Geographie
werden und vergehen der heimatlichen Gesteine. 41
darf, daß anhaltender, starker Landregen ja auch erhöhte Leistungen des
Baches hervorruft, die denen an eigemlichen Hochwassertagen nahekommen
— so ergeben sich als Jahresleistung des Baches
20. 5^ t = \0368 t
oder 20.207,H cbm = *U^8 cbm.
Das entspricht der Ladung von J037 kleinen oder 5j8 großen offenen
Güterwagen, also von \0 —U der längsten Güterzüge. Das ist gewiß eine
Leistung, die nicht unterschätzt werden darf.
Wenn nun aber der Bach jahraus, jahrein solche Erdmengen fortführt,
muß dann nicht schließlich das Tal immer weiter und tiefer werden?
— Das ist tatsächlich der Fall. Allerdings sind ^8 cbm Erde immerhin
noch keine allzugroße Masse. Und die Fläche, auf der die Erde durch das
Wasser abgebaut wird, ist so groß, daß man den Verlust nicht ohne weiteres
bemerkt. Aber daß ein solcher vorhanden ist und daß er schließlich bemerk-
bar werden muß, ist ganz zweifellos, Ja/ es ist auch ohne weiteres klar,
daß der Bach sein Bett auf diese Weise gewühlt hat, indem er die Erd-
massen, die vorher dort lagerten, fortgeschlämmt hat.
Und mehr noch! Die Gelehrten behaupten, daß fast alle Täler durch die
Arbeit des Wassers entstanden sind. Wer das zum ersten Male hört, dem
klingt es kaum glaublich. Wir haben hier einmal Gelegenheit, die Wahr-
scheinlichkeit dieser Behauptung zu untersuchen, indem wir die Frage auf-
werfen: "Könnte unser Bächlein wohl das Tal hinter dem Dorfe
allein ausgenagt haben?
Das Tälchen ist 2 km lang, an seiner Sohle 2^0 m, oben \200 m breit
und durchschnittlich 25 m tief. Sein Hohlraum hat also einen Kubikinhalt
von 36000000 cbm. So viel Erdmassen müßte also der Bach schon fort-
geführt haben. ^)n welcher Zeit wäre das möglich?
Wir hatten oben die Jahresleistung des Baches aus ^^8 cbm berechnet,
wobei wir allerdings nur die Hochwasserleistungen berücksichtigt hatten. Nehmen
wir an, daß diese Leistung seit Jahrtausenden gleich geblieben wäre, so er-
gibt sich, daß der Bach das Tälchen in 3 bis 9 Jahrtausenden ganz allein
in den zuvor ebenen Boden eingewühlt haben kann.
Aber diese Zeit wird wesentlich verkürzt, wenn wir folgendes in Rück-
ficht ziehen:
{. Das Wasser leistet, wenn es ganz normal fließt, ständig eine ge-
ringfügige Transportarbeit. Man braucht nur einmal den Bach zu
betrachten, wenn er ganz ruhig dahinfließt. Durch das klare Wasser kann
man den sandigen Grund beobachten. Und da bemerkt man, wie alle
Augenblicke das eine oder das andere Sandkörnchen von der Stelle rückt,
oft nur einige Millimeter weit. Dieses Spiel geht unablässig fort, Tag
und Nacht. Und wenn auch die Einzelwirkungen ganz geringfügig sind, so
werden sie doch durch die Zeit zu einer beträchtlichen Gesamtleistung ver-
vielfacht. Denken wir bloß einmal, daß in dem Abschnitte des Baches, der