1895 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Brust, Gustav, Berdrow, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mehrklassige Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
sogenannten kleinen Wagens oder kleinen Bären bildet. — Eine längere
Beobachtung des östlichen oder westlichen Horizonts zeigt uns, daß viele
Sterne in derselben Richtung wie die Sonne auf- und untergehen; andere
bleiben immer über dem Horizonte und bewegen sich in geschlossenen Kreisen
um den Polarstern, der anscheinend unbeweglich bleibt (Cirenmpolarsterne).
Nach fast 24 Stunden steht jeder Stern an seiner früheren Stelle. Dabei
ändert sich der gegenseitige Abstand der einzelnen Sterne und Sternbilder
nicht, so daß sie sämtlich am Himmelsgewölbe festgeheftet und mit diesem
herumgedreht erscheinen, und zwar um eine Achse, deren oberes Ende im
stillstehenden Polarstern ruht. Mau nennt diese in ihrer gegenseitigen Lage
beharrenden, wie funkelnde Lichtpunkte aussehenden Sterne die Fixsterne. —
Zwischen ihnen zeigen sich bisweilen hellere, ruhig schimmernde, scheibenförmige
Gestirne, welche der allgemeinen Drehung nicht folgen, fondern anfcheinend
regellose Wege durch den Fixsternhimmel wandeln; sie werden als Planeten
oder Wandelsterne bezeichnet. Am bekanntesten unter ihnen sind die Venus,
welche als Morgen- oder Abendstern immer in der Nähe der auf- oder unter-
gehenden Sonne weilt, der rötlich leuchtende Mars und der strahlende, oft
Monate laug sichtbare Jupiter, der König unter den Planelen. — Weit
seltener zeigen sich die meist mit einem leuchtenden Schweife versehenen
Kometen oder Haarsterne, welche ebenfalls regellos den Fixsternhimmel
durchkreuzen.
Die wahre Gestalt der Erde.
§ 5. Obwohl die Erdoberfläche dem Auge überall als wagerechte, kreis-
runde Ebene erscheint, erkannte man doch schon im Altertnm, daß die Erde
in Wirklichkeit keine Scheibe sein könne. Gegen die Scheibensorm der Erd-
oberfläche sprechen folgende Gründe:
a) Auf einer ebenen Fläche entschwindet ein Gegenstand dem Auge, wenn
er etwa 7000 mal so weit entfernt ist, als sein Durchmesser beträgt; ein Kirch-
türm von 50 m Höhe müßte in ebenem Felde 50'7000 m = 350 km weit
sichtbar sein. Man sieht ihn jedoch selbst mit dem besten Fernrohre schon auf 1/li>
dieser Entfernung nicht mehr.
b) Bewegen wir uns auf der Horizontfläche vorwärts, so werden von
Gegenständen, die am Horizonte anstaucheu, zuerst die obersten, zuletzt die
untersten Teile sichtbar; umgekehrt verhalten sich die hinter uns verschwindenden
Gegenstände. Auf einer wagerechten Ebene müßten alle Teile eines gleich-
starken Objektes, z. B. eines Turmes, eines Mastes, gleichzeitig verschwinden, ja
bei nach oben sich verjüngenden müßten sogar die obersten zuerst unsichtbar werden.
c) Die Erdoberfläche ist gegenwärtig nach allen Richtungen hin durch-
messen; niemals aber hat man einen Rand erreicht, der doch bei einer Scheibe
vorhanden sein müßte.