1905 -
Frankfurt a. M. Leipzig
: Neumann Kesselring
- Autor: Wollweber, Valentin
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Kassel, Hessen-Nassau
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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um Rettung an. Und siehe, da tat sich plötzlich der Berg auf und ließ ihn ein mit
seinen Scharen. Da kann nun der wackere Kaiser ruhen vor seinen Feinden. Damit
er keine Not leide, wächst in dem Berge Korn und Obst für seine Mannen und Futter
für die Rosse in Menge. Alle sieben Jahre verläßt der Kaiser in der Geisterstunde
mit seinem Heere den Berg. Da hört man weit und breit das Wiehern und den
Hufschlag der Pferde und das Klirren der Waffen und den Schall der Kriegshörner.
Aber nur Sonntagskinder, die Sonntags zwischen der Morgens- und Nachmittags-
kirche geboren sind, sehen den Zug. Derselbe geht nach dem Glisborn, wo die Rosse
getränkt werden. Da hält der Kaiser eine nächtliche Heerschau ab, und zahllose Helme
schimmern im Mondlichte. Ehe die Mitternachtsstunde schlägt, ist das Heer zurück-
gekehrt, und der Berg schließt sich wieder hinter ihm. — Ein Müllerbursche, der nachts
mit seinen Pferden heimkehren wollte, geriet unversehens in diesen Zug, wurde vom
Strome mitgerissen und mußte sieben Jahre lang in dem Berge bleiben. Als er nach
sieben Jahren heimkehrte, meinte er, es wäre nur eine Nacht vergangen. — Das Volk
nennt den Kaiser Karlquintes.
Ganz am Nordende des Kreises merken wir uns noch das Städtchen
^Niedenstein.
6. Kreis Lrankenberg.
Der Kreis Frankenberg ist eine der ärmsten Gegenden und der am
wenigsten bevölkerte Kreis unseres Bezirks. Er wird von der Eder durch-
flössen. Gebirge sind: das Hainagebirge mit einem Teile des Kellerwaldes
und der nördliche Burgwald. Frankenberg, Kreisstadt an der Eder, war
früher durch Bergwerke blühend. Jetzt ist es noch bedeutend durch Webereien,
Gerbereien und Schweinezucht. Hier befindet sich ein evaug. Lehrerseminar.
*Die Sage von der Totenhöhe.
Bei Frankenberg liegt eine Hochebene, die Totenhöhe genannt. Hier wurde vor
undenklichen Zeiten eine Schlacht geschlagen. Alljährlich an demselben Tage stehen
jedesmal in der Nacht die Erschlagenen wieder auf und kämpfen von neuem mit ein-
ander. Als einst in einer mondhellen Winternacht Holzhauer über die Höhe gehen
wollten, sahen sie die Geisterschlacht. Ganze Scharen von Bewaffneten zu Roß und
zu Fuß kämpften in wildem Streite. Von Graus überwältigt, warfen die Männer
ihre Äxte weg und flohen heim. Am andern Morgen, da sie wiederkamen, um ihre
Äxte zu suchen, sahen sie nichts als ihre eigenen Fußtritte im Schnee.
Das in der Nähe von Frankenberg liegende Dorf ^Geismar hatte
eine uralte Gerichts- oder Malstätte. Auf einer rauhen Hochfläche des
Hainagebirges hat das arme Städtchen "'Frankenau seine Lage. In einem
engen Waldtale unter dem Hohen Lohr finden wir das Dorf Haina. Sein
ehemaliges, begütertes Kloster wurde wie das zu Merxhausen von Philipp
dem Großmütigen in ein Hospital umgewaudelt. Hier sind unheilbare
geisteskranke Männer untergebracht. Ganz an der Südgrenze des Kreises
sind zwei Städte zu erwähnen: ^Gemünden an der Wohra und Rosental
in rauher Gegend des Burgwaldes. Von letzterem sagt das Sprichwort:
„Roseutal, Acker schmal, Wiese» kahl." Der nördlichste Teil des Kreises
mit den beiden vom Regierungsbezirke getrennt liegeuden Gebieten Eime!-.