1904 -
Frankfurt a.M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Hinkel, Philipp
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Walter von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach. Die
Sage weiß von einem großen Sängerkrieg im Sängersaal der
Wartburg zu erzählen. In demselben soll Wolfram von Eschenbach
Sieger gewesen sein. Im Landgrafenzimmer sind in Wandgemälden
die wichtigsten Ereignisse aus der Geschichte des Landgrasen ver-
ewig't. Auch der Sängersaal ist mit einem herrlichen Wandgemälde
von Schwind geschmückt. Dasselbe stellt die Schlußszene ans dem
Sängerkrieg dar, wie der Sänger sich dem Landgrafen nähert, um
aus seinen Händen den zugesprochenen Preis zu empfangen. Be-
kannt ist die Wartburg durch Luthers Aufenthalt dortfelbft.
Ter Harz (von hart = Wald), das nördlichste Waldgebirge
Thüringens, das Gebiet der alten, germanischen Götter. Es erhebt
sich aus flacher Umgebung, ist 100 km lang und 30 km breit,
ein Massengebirge, welches vorwiegend aus Grauwacke und Granit be-
steht und sich von So. nach Nw. bis zur mittleren Leine erstreckt.
Man unterscheidet den rauhen, mit Naldelwäldern bestandenen Ober-
harz und den mit Laubwäldern geschmückten Unterharz. Oberharz
nennt man den nordöstlichen Teil des Gebirges. Er gleicht in
seiner Masse einem einzigen Berg. Die mittlere Höhe des Oberharzes
beträgt 600 ni; die höchste Erhebung in der Nordostecke ist der
Brocken, 1141 m. Die Besteigung des Brockens gewährt einen
großen Reiz. Etwa 00 Dörfer und Städte sieht man bei klarem
Wetter vor sich in der Ebene. Je höher man kommt, desto zwerg-
hafter werden die Tannen, bis zuletzt nur Heidelbeer-, Rotbeer-
sträucher und Bergkräuter übrig bleiben. Die wunderlichen Gruppen
der Granitblöcke werden hier erst sichtbar. Diese sind oft von
erstaunlicher Größe. Das mögen wohl die Spielbälle sein, die sich
die bösen Geister einander zuwerfen in der Walpurgisnacht, wenn
hier die Hexeu auf Besenstielen 'und Mistgabeln einhergeritten
kommen. Ans der Spitze des Berges liegt das Brockenhaus, welches
iin Jahre Ittoo vom Grafen Stollberg-Wernigerode erbaut wurde.
Die Mauern sind wegen der Kälte des Winters sehr dick. Vor
dem Hanse ^teht eine turmartige Warte, und bei dem Hanse befinden
sich noch zwei Nebengebäude.
Der Unterharz erreicht uur eine Mittelhöhe von kaum 400 m.
©eine Oberfläche bildet eine Hochfläche, welche teilweise bewaldet, teil-
weise angebaut ist. Dem Wanderer will es scheinen, als ob er int Flach-
lanbe wanderte. Der Unterharz ist arm an niedrigen Gipfeln, aber reich
an schönen Flußtälern, unter denen das Bodetal mit der Roßtrappe