1904 -
Frankfurt a.M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Hinkel, Philipp
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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unbenutzt. Sie bildeten einen lästigen Valast. Man war bemüht,
sich desselben zu entledigen, und der Wissenschaft gelang es, durch
zahlreiche Erfindungen die bekannten Anilinfarben (über 400) aus
diesen Steinkohlenteerstosfen herzustellen. Ans der Braunkohle be-
reitet man den Braunkohlenteer, ebenso Paraffin und Solaröl.
Durch die Staßfurter Abraumsalze eutstaudeu zahlreiche Fabriken
(Düngemittel. Kainit, Chlorkalium, Glaubersalz, Salpeter, Pottasche.)
Selbst künstlicher Judigo mird jetzt auf chemischen Wege hergestellt,
und dadurch bleiben etwa 15 Mill. M. dem Inlande erhalten.
Hauptmittelpunkte der chemischen Industrie sind: Frankfurt a. Ai.
und seine Umgebung (Höchst, Griesheim, Mainkur, Mühlheim a. M-),
Mannheim, Ludwigshafen. Noch fei erwähnt, daß auch die Brenn-
und Zündstoffe auf chemischem Wege hergestellt werden. Auch die
deutsche Glaswareninduftrie im Böhmer- und Bayerischen Wald,
sowie im Fichtelgebirge und in Thüringen nimmt eine erste Stelle
ein. Voll den übrigen Industriezweigen merken wir uns noch die
Zuckerfabrikation (Magdeburg, Halle, Braunschweig), die Tabak-
und Zigarrenfabrikation (Bremen, Hamburg, Magdeburg, Berlin,
Leipzig), die Bierbrauereien (München, Nürnberg, Erlangen, Kulm-
bach, Frankfurt a. M., Straßburg, Berlin, Detmold, Braunschweig),
die Papiersabrikation lind deren Nebenzweige, wie Kartonnage zc.
(Aachen, Düren, Berlin, München, Augsburg) und die Spielwaren-
Industrie lnürnberg, Thüringen), die Lederindustrie, sowie die
Industrie der Nahrnngs- und Genußmittel.
Die Elitwickelung Deutschlands zu einem Industriestaat liegt
vor allem in der Zunahme der Bevölkerung, insbesondere der
Arbeiterklasse*), in dem steigenden Bedarf, in den vorzüglichen Ver-
kehrsmitteln llnd Verkehrswegen, in dem Überschuß von Arbeits-
krästen und nicht in letzter Linie in der zunehmenden Bildung.
Der Einfluß der deutschen Industrie aus das Volksleben.
Die Industrie hebt die Kultur und gibt Mill. von Menschen
das tägliche Brot, sie hebt den Nationalwohlstand, hält die Aus-
Wanderung zurück, hebt den Bergban, fördert den Ackerbau, die
Viehzucht (Lederfabrikation ze.). Nachteilig wirkt die Industrie
alls die Znsammendrängnng der Menschen in den Städten, wo-
durch der Fortbestand einer körperlich, wie sittlich und geistig
*) Anm,: Damit im Zusammenhange steht das Anwachsen der Städte. 1803 zählte
Deutschland 3 Großstädte 1870 deren 8, 1903 bereits 34.