1904 -
Frankfurt a.M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Hinkel, Philipp
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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vermischte er sich vielfach mit den Wenden. Entsprechend den beiden
großen Volksstämmen haben mir auch 2 große Sprachstämme, einen
ober-und einen niederdeutschen. Hinsichtlich der Religionen sind rund
2ln protestantisch, vorwiegend im N. (Grund?), x/3 katholisch, vor-
wiegend im S. (Grnnd?); */2 Mill. Bewohner sind Juden.
13. ,,Die Volksbildung und ihre Bedeutung für das
wirtschaftliche Lebeu."
Deutschlands Lage kommt der Bildung des Volkes insofern
zugute, als eiu zentral gelegenes Land die Vorbedingungen zur
Übernahme eiuer Führerrolle in sich trägt. Kein Volk hat ein so
ausgebildetes Schulwesen und eiueu so hohen Grad der Volks-
bildung wie Deutschland. Auch kein Land der Welt besitzt eine
so große Zahl geistig bedeutender Männer wie unser Vaterland.
Deutschland hat über 60 T. Volks- und über 800 höhere Schuten*).
In den Volksschulen werden rund 9 Mill. Kinder unterrichtet,
da nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1900 im ganzen
Reiche ca. 9 800000 Kinder anwesend sind, so erhalten über 9/,0
derselben ihren Unterricht in den Volksschulen. Die Zahl der Au-
alphabeteu wird immer geringer (0,08 °/0). Die meisten derselben
kommen ans Ost- und Westpreußen (37), die wenigsten auf Hessen
(1). Nicht unerwähnt wollen wir lassen, daß Frankreich kein Opfer
schent, sein Volksschulwesen zu hebeu. Nach dem verlorenen Kriege
1870/71 besann es sich wie ehemals Preußen 1^06, daß im letzten
Grunde nur eiues die Größe und Macht der Nation wiederher-
stellen könne, nämlich die Bildung, die geistige und sittliche Tüchtig-
feit des ganzen Volkes. Die Volksschule, welche jedes Kind, das
nicht eiue höhere Schule besucht oder von der Behörde genehmigten
Privatunterricht erhält, von zurückgelegtem <>. bis zum zurückgelegten
*) 9lnrn.: Der neueste Band des Statistischen Jahrbuches für das Deutsche Reich zählt iut
Jahre 1901 mit Ausschluß von Mecklenburg-Schwerin 58164 öffentliche Volksschulen mit 122 145
Lehrern und 22 339 Lehrerinnen. Dazu kommen noch 614 Privatschulen mit Volksschulziel, welche
39 79? Schüler zählen. Abgesehen von Mecklenburg-Schwerin wurden danach im ganzen Reiche in
58778 Schulen 8869611 Kinder unterrichtet. In Preußen gab es 39756 öffentliche Volksschulen, an
denen 76 342 Lehrer und 13866 Lehrerinnen unterrichteten. Die Unterhaltungskosten betrugen
412 Mill. M, wovon 120 Mill. aus Staatsmitteln flössen. Tins jeden Schüler im Reiche kamen
durchschnittlich 47 Mark, auf l Lehrkraft 61 Schüler. Das günstigste Verhältnis weist Lübeck ans
woselbst anf eine Lehrkraft nur 34 Schüler kommen; ihm zunächst steht Hamburg mit 38 Schülern,
dann Mecklenburg-Strclitz mit 42 und Elsaß-Lothringen mit 43 Schülern. In Preußen kommen
auf eine Lehrkraft 6z Schüler, in Schaumburg-Lippe nicht weniger als 39, in Posen, Schlesien und
Westfalen 70—74. Überall ist in den letzten Jahren viel gebessert worden.
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