1904 -
Frankfurt a.M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Hinkel, Philipp
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die Schweiz und Österreich-Ungarn
Die Alpen.
Allgemeines: Die Alpen haben, wie früher bemerkt, die Gestalt
eines Füllhorns und ziehen sich in einem großen, 1100 km langen
Halbkreise von dem Meerbusen von Genua bis nördlich nach Wien
und südlich bis zum Adriatischeu Meere. Ihrer Lage nach unter-
scheidet man Westalpen (in Italien und Frankreich), Mittelalpen (in
der Schweiz) und Ostalpen (iu Österreich-Ungarn), Nach der Höhe
teilt man die Alpen iu Vor-, Mittel- und Hochalpen ein. (Wald-,
Senn- und Schneeregion).' Die Voralpen erreichen eine Höhe von
1500 m und bilden den unteren Teil des Gebirges. Sie sind mit
Laub- und Nadelholz bewachsen und haben fruchtbare Täler mit
Getreide-, Obst- und Gemüsebau. Es ist dies das eigentliche Ge-
biet der Ansiedelungen. Die Mittelalpen haben eine Höhe bis zu
2500 m. Auf ihren Höhen findet man Knieholz und Alpentriften.
Hier weiden im Sommer die Viehherden. Die Hochalpen, über
2500 m, sind mit ewigem Schnee bedeckt. Die Sonne vermag die
dünnen Luftschichten uicht mehr weiter zu erwärmen, um eiu
Schmelzen des Schnees zu bewirken. An der Oberfläche schmilzt
wohl während des Tages der Schnee, derselbe gefriert jedoch während
der Nacht wieder. Dabei verliert er seine ursprüngliche Beschaffen-
heit und verwandelt sich in Eiskörner (Firnschnee.*) Aus diesem
bilden sich die Gletscher**) oder Eisfelder. Diese gefrorenen Schnee-
massen (Eisfelder) sind gewaltig groß, bisweilen 100 m dick und
10—20 km lang. Da sie eine schräge Unterlage haben, und die
untersten Schichten durch das erwärmte Gestein zum Schmelzen
gebracht werden, senken sie sich wie erstarrte Eisströme langssam
abwärts, in einem Sommer bisweilen 50 m. Bei dem Abwärts-
gleiten der Gletscher entstehen Risse in dem Eise. Das Wasser,
welches dnrch das Tauen der Oberfläche des Eises an heißen
Sommertagen entsteht, sammelt sich in diesen Rissen. So entstehen
*) Anm.: Firnschnee von firn — fern, also serner, älterer Schnee.
**) Gletscher von glitschen, gleiten.