1904 -
Frankfurt a.M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Hinkel, Philipp
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— 170 —
1. Tie Franken.
Der Name Franken bedeutet soviel als Freie. Er deutet auf
die leichte, freie Beweglichkeit ihres Körpers und Geistes und
weist hin auf die zahlreichen, selbständigen Territorien, welche
die Franken im Mittelalter besaßen. Leicht kenntlich an dem
runden, rotwangigen Gesicht, den blauen Augeu, dem offnen,
lebendigen Weseu und der lebhasten Sprache, finden wir den Franken
nicht nur am Main und Rhein; der Stamm hat sich vielmehr
über Teile von Ober-, Mittel- und Niederdeutschland verbreitet,
selbst an der Mündung der Loire, in Siebenbürgen, wo sie fälsch-
lich Sachsen genannt werden, lihre Heimat ist die fränkische Mosel)
und in Südafrika sind Franken zu Hause. Die rühmlich im
Kampfe gegen die Engländer unterlegenen Buren sind fränkischen
Stammes. Die reiche Phantasie der Franken findet Ausdruck in
den vielen Sagen, welche sich an ihre Siedelungen knüpfen.
(Tanten, Worms, Loreley, Mäuseturm, Rolandseck, Frank-
surt a. M. 2c.) Auch rühmt man von den Franken, daß sie
„bildungs- und gestaltungsfähig seien und geeignet zum poetischen
Schaffen". Ihre politische Zersplitterung wird mit dem frühen
Verfall der Herzogswürde in Franken und Schwaben in Per-
binduug gebracht. — Auch auf religiösem Gebiete ist die Zer-
splitterung deutlich erkennbar. Die große Mischung der Bekenntnisse
erklärt sich daraus, daß die vielen freien Städte am Main und
Rhein frühzeitig Neigung zum Protestantismus zeigten, anderseits
im Main- und Rheingebiete viele Staaten von Kirchensürsten vor-
handen waren (Köln, Mainz, Trier, Würzburg, Bamberg, Fulda),
welche noch bis auf den heutige» Tag feste Stützen der römisch-
katholischen Kirche bilden. In sozialer Beziehung lebt der fränkische
Bauer seinem Wesen entsprechend nicht gern abgeschlossen. Ahnlich
dem Städter teilt er oft seine Wohnung mit einem anderen und
neigt mehr als andere Stämme zur Teilung der Güter. —
Der fränkische Dialekt ist leicht kenntlich. An den Grenzen finden
wir vielfach Verschmelzungen mit dem thüringischen, obersächsischen
(Vogtland), bayerischen und elsäßischen Dialekte, eine Erscheinung,
welche bei den andern Stämmen viel weniger zutage tritt. Auch
die Bauart des fränkischen Bauernhauses läßt die Sinnesart des
Stammes erkennen. Wohnräume, Stallungen und Scheune sind
in getrennten Gebäuden untergebracht. Auf der einen Seite liegt
das Wohnhaus, neben diesem oder ihm gegenüber die Stallung,